Bad Religion :: No Substance
Laut Max Goldt klatscht man nicht, weil einem etwas gefällt, sondern weil man etwas kennt. Das wäre zumindest eine Erklärung für die jüngsten Top-10-Notierungen der kalifornischen Punks von Bad Religion. Nach 18 Jahren und neun Studio-Platten haben sich die harten Männer um Sänger Greg Graffin zu musikalischen Veränderungen durchgerungen, neben denen ein VW Golf IV wie ein Evolutionswunder aussieht. Entwicklungen sind wenn überhaupt nur in einer Gesamtschau auszumachen. Vom Hardcore mit Herz hin zum chartstauglichen Stadionpunk. Eine spurgerade Straße, auf der man Trends rechts und links liegen ließ und immer dann, wenn Gefahr bestand, mit einer schwächeren Platte von der Überholspur gedrängt zu werden, doch noch mit Vollgas alle Fragezeichen hinwegbügelte. „They stuck to their guns“ nennen die Amis sowas. Verglichen mit dem Vorgänger THE GRAY RACE, der voll auf 4/4-Punk-Stakkato setzte, hat NO SUBSTANCE durchaus Variationen anzubieten. Zwar nicht mehr als marginale Änderungen, aber immerhin. Ein bißchen neue Rhythmik gibt es da, ein Quentchen Rock ’n‘ Roll und bei „Raise Your Voice“ singt Tote Hose Campino mit. Resümee? Produktionstechnisch ist NO SUBSTANCE die ausgereifteste Religion-Platte, musikalisch reiht sie sich bloß in die lange Liste von neun Studio-Alben ein, fällt dort aber ganz angenehm auf.
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