Catatonia – International Velvet

In den Momenten, in denen fremde Menschen plötzlich gute Freunde werden, bekommt das Leben das Gesicht, das ihm zusteht: es lächelt. Und solange es auf der Erde Dinge gibt wie Müsli mit ganz viel Schokostückchen, Nickipullis, Hormonausschüttungen und Catatonia hat das Leben allen Grund zu lächeln. Vor allem in Sachen Catatonia: Wer den Sound dieser fünf überirdischen Waliser hört, ist rettungslos verloren, irrt durch die Städte, übersieht alle seine Freunde und erblickt statt dessen nur noch: schöne Frauen, rosa Wolken und jede Menge freundlich tänzelnde Marzipanflamingos. Wieso sind es gerade und einzigartig die Briten, die all die großen Gefühle und die kleinen Verliebtheiten in knappe Songs verpacken können, Songs, in denen alles gesagt wird, was ein Herz sagen kann? Catatonia beschreiben in „Strange Glue“ die schlaflose Nacht des unglücklich Verliebten derart voll tragisch, daß man am liebsten mitheulen möchte. INTERNATIONAL VELVET ist eine gute Antwort auf die Frage, was denn nun eigentlich in Gottes Namen Pop ist: Das Album besteht aus einem Dutzend Minidramen, kurze Pauschen in der Hast des Lebens. Zusammengehalten wird alles von Refrains, bei denen man sich unwillkürlich fragt, wieso sie nicht schon längst erfunden wurden, so logisch sind sie, so genial. Im Epizentrum allen catatonischen Schaffens steht Cerys Matthews, das Stimmwunder, das mädchenhaft-glasklar wie Natalie Imbruglia rumzirzt, nur um dann wieder mit knarzender Stimme ä la Patti Smith Ungefälligkeiten preiszugeben, auf waghalsigen, Björk-ähnlichen Tonsprüngen herumzureiten und schließlich so süß wie alle Juliana Hatfields und Lisa Loebs dieser Welt zu verkünden: „I put horse’s heads in people’s beds.“