Seven Up: Quentin Tarantinos wichtigste Arbeiten
RESERVOIR DOGS 1992 Für viele immer noch Tarantinos größter Coup: Die schwarzen Anzüge bei Melville geklaut, den Showdown bei Ringo Lams „City on Fire“ – und doch ist die Geschichte über die Nachwehen eines fehlgeschlagenen Juwelenraubs durch und durch knackig. Wer könnte je die Folterszene vergessen, die den Stealers-Wheel-Hit „Stuck in the Middle With You“ in ein neues Licht rückt. Auch die Diskussionen über die Bedeutung von „Like a Virgin“ und die Kunst des Trinkgeldgebens haben ihren Platz im Filmpantheon sicher.
TRUE ROMANCE 1993
Die Legende will es, daß Tarantino und Roger Avary während ihrer Zeit als Videothekare aus Langeweile ein tausendseitiges Drehbuch verfaßten. OT zerlegte es schließlich in drei Teile, die den Grundstock für „True Romance“, „Pulp Fiction“ und „Natural Born Killers“ bildeten. Überraschend gut steht der grelle Stil von Regisseur Tony Scott der Geschichte: Wenn Christian Slater und Patricia Arquette in Bonnie & Clyde-Manier L.A. aufmischen, hält man den Atem an. Höhepunkt: Christopher Walken und Dennis Hopper diskutieren über den Ursprung der Sizilianer.
NATURAL BORN KILLERS 1994
Hollywood schläft nicht, zumindest nicht lange: Nach dem Erfolg von „Reservoir Dogs“ verfilmte Warner Tarantinos erstes Drehbuch um ein den „True Romance“-Helden verblüffend ähnliches Pärchen auf Amoklauf durch die USA. Der Meister selbst ist unzufrieden, denn Regisseur Oliver Stone hatte wenig Achtung vor Tarantinos Material und modelte das amoralische Serienkiller-Märchen zur bitterernsten Medien- und Kulturkritik um. Sehenswert ist „Killers“ allemal: die fiebrig-halluzinatorischen Bilder haben nur nicht mehr allzu viel mit Tarantino zu tun.
PULP FICTION 1994
Jahrhundertwurf: Der postmoderne Kultfilm der 90er Jahre hat bis heute nichts von seiner Faszination verloren. Tarantino verschaffte dem totgeglaubte John Travotta das sensationellste Comeback der Filmgeschichte, Bruce Willis Renommee als Schauspieler und sorgte dafür, daß selbst Atheisten Bibel-Passagen auswendig lernten. Ein Bad Motherfucker ohne einen einzigen Mißton. Kein Wunder, daß QT danach erst einmal Ladehemmung hatte – was soll man auf einen perfekten Film folgen lassen?
FOUR ROOMS 1995
Daß Tarantino fehlbar ist – und das nicht nur als Schauspieler (was er kann, kann ein Steve Buscemi im Tiefschlaf besser) – ist die Lektion, die man aus diesem Kurzgeschichtenfilm lernt, zu dessen Nicht-Gelingen überdies Robert Rodriguez, Alexandre Rockwell und Alison Anders beitrugen. QTs Episode, die die alte Roald-Dahl-Geschichte „Der Mann aus Südamerika“ variiert, sieht fabelhaft aus (Farben wie in Hitchcocks „Vertigo“), ist aber so selbstgefällig und selbstverliebt erzählt, daß sie fast schon wie ein Abgesang wirkt.
FROM DUSK TILL DAWN 1996
Einmal richtig durch Blutsuppe waten… Tarantino lieferte das lieblos hingeschluderte Drehbuch zu Robert Rodriguez‘ Vampir-Splatter-Spaß, in dem schlimme Finger (zwei Outlaw-Brüder) auf richtig schlimme Finger (eine Armee mexikanischer Vampire) treffen und im längsten und blutigsten Showdown Hollywoods ums Überleben kämpfen. George Clooney wird In seiner ersten Filmhauptrolle zum Star, Tarantino (als Clooneys gestörter Bruder) wäre wohl besser von Steve Buscemi gespielt worden.
JACKIE BROWN 1998
Tarantino bricht sein kreatives Schweigen – und serviert einen richtig erwachsenen Film, an dem die Fans cooler Sprüche und grell überzeichneter Gewalt sich vermutlich die Zähne ausbeißen werden. Elmore Leonards Roman „Rum Punch“ wird zur zweieinhalbstündigen Charakterstudie und Hommage an alte B-Movie-Helden wie Pam Grier und Robert Forster ausgewalzt. Die einzelnen Szenen sind besser als ihre Summe, aber Musik hat QT nicht einmal in „Pulp Fiction“ besser eingesetzt.
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