Spencer Davis Group – 3 Re-Releases

Im Frühjahr 1968 überraschte Spencer Davis mit seinem größten musikalischen Coup. Eben hatte Stevie Winwood die Group sitzenlassen, um sich fortan innovativen Kunst-Stücken zu widmen. Allgemein wurde der Niedergang der Beat-Band prophezeit. Aber auf WITH THEIR NEW FACE ON, 5 Sterne wartete Davis mit verblüffendem Sound-Umbruch auf. Gewitterschwüle Streicher-Fronten und halsbrecherische Tonfolgen-das hatte man dem scheinbar berechenbaren Rhythm ’n‘ Pop-Quartett nicht zugetraut. Es war wohl das ultrakreative Fluidum der „Sgt.-Pepper“Ära.das den braven Davis beflügelte. Jedes Experiment war erlaubt und kein Instrument ausgefallen genug, um die Songs „progressiv“ tönen zu lassen. Schon im Opener „With His New Face On“ wechseln Tonarten sowie Dur und Moll so hemmungslos wie – laut Legende – die Groupies zwischen den Shows. Auch MR. 2ND CLASS und der Voraus-Hit „Time Seiler“ waren von jenem phantasievollen orchestralen Geiste, der später Jung-ELO prägen sollte. Daneben wirkten die Blues-Anteile fast deplaziert. Im 19-jährigen Eddie Hardin wurde ein hochkreativer Sänger und Keyboarder angeheuert, dessen Stimme und Improvisationselan anfangs an Stevie gemahnten. Doch kurz war die Euphorie, und lang der Abstieg. Nach dem durchwachsenen Erfolg des ’68er Longplayers mochte das Publikum der klassischen Beat-Combo in die hard-gesottenen Seventies unwiderruflich nicht mehr folgen. Zwar servierte Davis auf GLUGGO, 3 Sterne, neben einer wirren ’73er Melange aus Les-Humphries-Charme und Provinzal-Bluesauch zwei flotte Instumentals und ungewohnt rüde Töne („The Screw“). Doch LIVING IN A BACK STREET, 2 Sterne, 1974 letztes offizielles Album der Group, war eine so langweilige Abfolge von Reißbrett-Rock/Pop/Bluesrock, daß selbst der dynamische Roger Glover als Produzent die Waffen strecken mußte. Der unaufhaltsame und ausdauernde Rückzug in die Oldies-Shows dieser Welt hatte für die Spencer Davis Group begonnen.