Storm & Stress – Storm & Stress
Zu anderen Zeiten hätte dies Artrock geheißen. Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Denn zu anderen Zeiten hätte es diese Musik gar nicht gegeben und das liegt nicht etwa daran,daß hier irgendeine Form von Elektronik (außer Effekten und Delays) im Spiel ist, sondern an einem über die Jahre gewandelten Bewußtsein von Form und Struktur. Wobei durchaus Elemente von, sagen wir Captain Beefheart, Can, King Crimson oder Zappa aufblitzen. Dies ist jedoch so wenig Rock wie die detailverliebte Tonkunst von Gastr Del Sol, wie das fraktale Gitarrenspiel von Derek Bailey, den japanischen Ruins oder ähnlichen Avantgarde-Meistern. Doch das außer „klassischer“ Avantgarde dieser Platte verwandteste sind Elektroniker wie Squarepusher. Denn so wie der britische Tüftler haben auch die Chicagoer kaum einen geraden Takt in ihrer Musik und meiden jegliche Form von Refrain oder Wiederholung. Freiheit, das sagen diese 59 Minuten, ist möglich. Aber Freiheit ist auch anstrengend. So transportiert dieses selbst in Momenten lärmiger Verdichtung fragile Soundgerüst durchaus unterschwellige Aggression und kann zu körperlichen Verspannungen führen. Denn diese improvisiert wirkende Reise ist nie durchschaubar, keine abrupten Wechsel oder harschen Breaks erinnern an die Bands, die das Label oder der Produzent Steve Albini sonst betreut, statt dessen brechen gegeneinanderlaufende Spuren bei völliger instrumentaler Gleichberchtigung mit den Hörgewohnheiten.
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