Karl Ritter – Dobromann

Kann sich jemand die musikalische Schnittmenge aus Hendrix und Hawkwind, Captain Beefheart und Charlie Patton, Ry Cooder und Prodigy vorstellen? Nein? Karl Ritter kann. Sollte es auf dem dritten Ring des Saturn eine Baumwollfarm geben,der Sideman von Dr. Kurt Ostbahn hätte den passenden Blues. Wie ein Irrwisch fegt er zwischen akustischen und elektrischen Gitarren, Dobro, DAT-Gerät und diversen Pedalen umher, sumpft hier durchs Delta, ruft höllische Grooves ab, läßt Samples dazwischenfunken, zischt seltsames Voodoozeugs. „Plastiktechno“ und „Technotronic“ heißen die Stücke, aber auch – ganz der Tradition verpflichtet – „Lonely C.B.“ und „Why Why Mama Cry“. Schon der Opener, die Trance-Slide-Orgie „Introverbal/Winter“, zieht den Hörer in ein Labyrinth, in dessen Zerrspiegeln sich Strukturen aufzulösen scheinen. Dem abgedrehten Country-Blues „Dobroutre“ folgen singende Soundtrack-Schleifen wie für einen David-Lynch-Western („Tiefe“). Spätestens bei „Gez“ klebt der Energieanzeiger endgültig im roten Bereich. „Blue Jacket Don’t Make It“ zitiert Zappas zynische Sentenzen über braune Schuhe und andere Widerwärtigkeiten des Alltags, ehe die Slidesplitter via Teilchenbeschleuniger in einen wahnwitzigen Techno-Veitstanz verfallen. Auf DOBROMANN wird Blues zum Raketentreibsatz für den Flug in Galaxien, wo Musik Rausch ist, ein immerwährender „Countdown to ecstasy“. „Third stone from the sun“, sagt Jimi Hendrix. Sechs Sterne, sagen wir.