Gary Numan – Exile
Wer hat an der Uhr gedreht? Hat da jemand die Zeitmaschine angeworfen, zurück in die Endsiebziger, als die heiße Energie des Punk in die kühle Eleganz der New Wave mündete, die alsbald umschlug in eisige Langeweile? Gary Numan war einer der Wellenreiter, einer, der seine Band Tubeway Army nannte, sein zweites Album REPLICA – so sah er auch aus in seinem „Raumschiff Orion“-Kostümchen – und eine Frage stellte, die Millionen interessierte: „Are Friends Electric?“ Die Antwort blieb er bis heute schuldig, galt vielmehr den einen als uncooles Bürschchen, den anderen als visionärer Trendsetter. Numans Karriere jedenfalls verlief – vorsichtig formuliert – unspektakulär. Bis ihm vor kurzem angesagte Musikanten wie Jimi Tenor, Pop Will Eat Itself oder The Orb via feinem Tributalbum die höheren Weihen der Coolness zuteil werden ließen. Nun also meldet sich Herr Numan höchstselbst zurück. Auf EXILE nölt er sich mit ausdrucksloser Stimme durch ein elektronisches Neun-Song-Programm, läßt Maschinendrums und -bässe im mittleren Drehzahlbereich wummern, die Synthies zischen und züngeln. Weil ihm aber gute Melodien eingefallen sind, tönt’s über weite Strecken sehr ansprechend, wenn auch ungefähr so lustig, als hätten sich die Pet Shop Boys am Totensonntag mit Echo & The Bunnymen zum geselligen Nachspielen von David Bowies Album LOW getroffen. Ach ja: „Are Friends Electric?“ Jein.
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