Momus – Ping Pong

Konzeptalben sind zur Zeit etwa so out wie Konzeptkneipen, Karohemden und Silberstraß-Pullis zusammen. Wenn aber der Schotte Nicholas Currie alias Momus mit einem schwarzhumorigen 16teiligen Hongkong-Märchen kommt, geht das sofort klar. Momus hat auf seinen 80er-Jahre-Platten bereits eine“Complete History Of Sexual Jealousy (Part 17-24)“ einige krude Brel-Cover und kleine Pop-Pieces auf Kafka-Niveau versammelt und darf zu allem Überfluß noch für sich in Anspruch nehmen, der legitime Stimmverwalter des legendären Nick Drake zu sein. Das große Publikum blieb dem sebsternannten TENDER PERVERT bislangjedoch verwehrt. Zuletzt produzierte Momus Laila France und die Japanerin Kahimi Karie. Auf seinem jüngsten Geniestreich PING PONG schickt ersieh an, eine Epoche britischer Geschichte durch die Hintertür eines fiktiven asiatischen Clubs mal eben auf den Müllhaufen zu befördern. Dazu gibt’s eine Hymne auf Shibuya, jenes Viertel in Tokio mit der weltgrößten Record-Shop-Dichte, Auslassungen über die Schuhgröße von Engeln und die Erschaffung der Welt als Gottes „difficult third album“. Dieses Album besitzt genügend Pop-Appeal, um auch den weniger geneigten Hörer beim Schopf zu packen. Comedy-Cabaret-Pop trifft Drum ’n‘ Bass, Bossa Nova, Folk und Cha Cha Cha dort, wo die Englein Frühsport treiben. Definitiv sexy.