Steiner – Ich weiß wo Du wohnst

Heute: Hamburg. Elektronische Musik, die sich mit voller Absicht gängigen Schubladen entzieht. Steiner stehen so gesehen in der schönen Tradition experimenteller Krautrock-Bands wie Faust, die als geniale Dilettanten gar Großes für die musikhörende Menschheit zu leisten im Stande sind. Wenn letztere dies auch überhaupt nicht oder erst 20 Jahre später zu schätzen weiß. Auf dem zweiten Album von Christian F. Kintz und Holger In’t Veld gibt es verstörende, leiernde, schwabbelnde Elektronik-Sounds, gesampelte Melodiefragmente, echte Gitarren, die mal liebliche Weisen vortragen, mal zum overgedubbten Freestyle-Duell aufschrammein und immer wieder das, was gerne als „Altagsgeräusch“ bezeichnet wird: der Sound eines Küchenmixers oder die entweichende Luft aus einer Thermoskanne – Klänge, die isoliert von ihrer Quelle und im neuen Kontext erstaunlich logisch wirken. Ist das noch Rock? Ist das schon Avantgarde? Unmöglich zu sagen. Auf jeden Fall kommt das davon, wenn Leute, die zu viel Musik hören, selber Musik machen.