Pat Metheny Group – Imaginary Day

Der Sonnyboy mit dem heißgeliebten Ringel-Sweatshirt ist weiterhin nichts für Puristen. Nachdem Pat Metheny Ende letzten Jahres in der New Yorker Knitting Factory u.a. mit Free-Jazz-Urgestein Derek Bailey Klang atomisierte, griff er vier Monate später mit seiner Hauptband wieder auf die kulinarische Popjazz-Palette zurück, mit der er seit Jahren Grabenkriege auslöst. Für die Hardliner ist es Muzak.für die anderen Entspannung auf höchstem Niveau. Und IMAGINARY DAY ist so ein typisches Produkt, auf dem Metheny erneut alle hymnischen Register zieht. Da schwingt er sich mit dem Gitarrensynthie in gänsehautproduzierende Höhen („Follow me“ ist Grammy-verdächtig). Ein Abklatsch somit von FIRST CIRCLE & Co.? Nein. Denn Metheny ist ein raffiniert arbeitendes Chamäleon, das seine Trips durch die musikalische Weltgeschichte mit Fußangeln durchsetzt. Den Blick in Richtung Gamelan wagt er solistisch mit einer 42saitigen (!) Pikasso-Gitarre. Absolutes Meisterstück, weil die Collagentechnik in neue Hitzegrade führt: „The Roots of Coincidence“. in dem Drum ’n‘ Bass auf Steve Reichs Minimalismus, ein höllischer Funk-Groove auf kantige Sound-Cluster prallen. Da müssen selbst die Hardliner kapitulieren…