Loreena McKennitt – The Book Of Secrets

Ihren Durchbruch erlebte die kanadische Folk-Fee 1991 mit ihrem bislang besten Album THE VISIT. Mit Elfen-Stimme, ihrer Harfe und jeder Menge zartbitterer Melodien im Gepäck betreibt sie irische Traditionspflege auf dem schmalen Grat zwischen entspannter Folk-Eleganz und süßlichem Kitsch. Für ihre neue Songsammlung, die sie in Peter Gabriels Real World Studios aufgenommen hat, verarbeitete Loreena McKennitt wieder viele Eindrücke: eine winterliche Fahrt mit der transsibirischen Eisenbahn, Dantes „Göttliche Komödie“, Musik der türkischen Sufis, Marco Polos Wirken in Venedig. Diese exotischen Farben mischt sie jedoch nur dezent auf ihrer musikalischen Palette an: Mit Geigen, Harfen und Synthesizern schwelgt Frau McKennitt hauptsächlich in keltischer Ornamentik, ohne dabei wie ihre Kollegin Enja ständig in klebrige Schmalztöpfe zu tappen. Sie ist eine Meisterin der Stimmungen, mit denen sie den Hörer sehr subtil umgarnt: Die einleitende Percussion bei „Night Ride Across The Caucasus“ erinnert an das Hufgetrappel von Pferden, und ein russisch-orthodoxer Mönchs-Chor eröffnet die samtweiche Ballade „Dante’s Prayer“. Zuviel der schönen Softie-Töne? Manchmal schon. „Balsam für die Seele“, soll ihre Musik nach eigenen Worten sein. Freunde pathetischer Irish-Folk-Töne können jedenfalls voll und ganz darin baden.