Air Force One

„Die unglaublich blöde Reise in einem verrückten Flugzeug“: Wolfgang Petersens freudlose, hyperpatriotische Neuerzählung von „Stirb langsam“ – diesmal an Bord der von russischen Terroristen entführten Maschine des US-Präsidenten mit Harrison Ford in der Bruce-Willis-Rolle (ohne einen Funken von dessen untrüglichem Sinn für Selbstironie) – erinnert in ihrer Aneinanderreihung von Fiugzeugfilm-Klischees tatsächlich an die formidable „Airport“-Verarsche des Chaoskomödien-Teams Zucker-Abrahams-Zucker. Bloß auf deren wunderbare Pointen hat man verzichtet. Es ist der sauertöpfische Bierernst, mit dem Regisseur Wolfgang Petersen längst vergessen geglaubte Feindbilder des Kalten Krieges beschwört, der AIR FORCE ONE so schwer verdaulich macht. Ein Feel-Good-Movie für Amerikaner, die finden, ihr Heimatland ließe nicht mehr oft genug seine Muskeln spielen. Aber auch, wenn man die bedenkliche Ideologie und die chauvinistische Macho-Rhetorik dieses seelenlosen Ungetüms vernachlässigt, vermißt man die handwerkliche Fingerfertigkeit, die der deutsche Regisseur in seinem bisher besten Film „In The Line Of Fire“ an den Tag legte. Spätestens, wenn er im Showdown jegliche Zurückhaltung auf- und sich (wie schon in „Outbreak“) einem überflüssigen, computergenerierten Overkill hingibt, ist es um Sinn und Verstand endgültig geschehen. Der wahrste Satz wurde Gary Oldman in den Mund gelegt, der sein Talent in der Karikatur eines sadistischen Russenmonsters verschleudert: Jetzt jammert ihr um ein paar Leben, aber ihr nehmt den Tod von Hunderttausenden in Kauf, damit das Benzin keinen Pfennig teurer wird.“ Aber dann muß er der Tochter des Präsidenten übers Gesicht lecken, um ja sicherzustellen, daß seine Sätzen nicht ernstgenommen werden. In einem hirntoten Unterfangen wie diesem wäre es wohl zu beunruhigend, einen Terroristen zu präsentieren, dessen Motivation im Ansatz nachvollziehbar ist.