Scream – Schrei? :: Film des Monats
Wer erinnert sich nicht gern an die Videonächte in den 8oern, die nicht perfekt waren ohne den mitternächtlichen Horrorfilm? SCREAM – SCHREI! markiert die glorreiche Rückkehr des Slasher Movies, das in der Reagan-Ära als symbolischspielerisches Regulativ gedient hatte, indem die – bevorzugt jugendlichen – Protagonisten für vorehelichen Sex, Kiffen und verantwortungslosen Spaß am Leben auf möglichst drastische Weise bestraft wurden, und das schließlich in einer Flut von Sequels („Halloween“, „Freitag der 13.“,“Nightmare on Elm Street“) und Epigonen in die Selbstparodie abstieg. Anders als die Ausstattungsopern von „Bram Stoker’s Dracula“ bis „Interview mit einem Vampir“, die uns Hollywood in den letzten Jahren als Horrorfilme verkaufen wollte, zielt Wes Cravens Spiel mit den Genregesetzen ohne Umschweife direkt auf die Halsschlagader. Schon in der Eröffnungssequenz stellt der Erfinder von Freddy Krueger klar, daß er Spaß am Terror hat, aber nicht zu Spaßen beliebt: Es ist eine meisterliche Szene, in der er Drew Barrymore seinem Killer ans Messer liefert, als sie in einem perfiden Telefonquiz versagt, den Mörder aus „Freitag der 13.“ zu identifizieren. Horror als postmoderner Ausflug in die Jagdgründe Tarantinos: Das Drehbuch von Kevin Williamson kennt jedes Gore Movie unter der Sonne und macht von diesem Wissen eifrig Gebrauch. Immer wieder diskutieren die SCREAM Kids über die Regeln und Mechanismen von Horrorfilmen. Daß jeder Schock trotz des lakonischen Tons bis ins Mark trifft, liegt daran, daß Craven und Williamson sich zwar über das Genre als solches lustig machen, ihren eigenen Film aber todernst nehmen. Genüßlich reizen sie die Geschichte vom mysteriösen Mörder, der Angst und Schrecken über eine Kleinstadt bringt, aus und streuen Hinweise, die jeden Beteiligten – vom Mitschüler bis zum Schuldirektor – verdächtig werden lassen. Virtuos frischen sie das alte Spiel wieder auf, daß hinter jeder Tür immer neue Schocks lauern. Und Cravens unverbrauchtes Schauspielerteam (mit den Jungstars Skeet Ulrich, Rose McGowan und David Arquette) fährt voll darauf ab, die Geschehnisse zu kommentieren: Der markerschütternde Ur-Schrecken von „Psycho“ mit paralleler Selbstanalyse.
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