Travis – Good Feeling
Travis machen Musik für Mollige: Selten hat man so ein kalorienreiches Album gehört. Das ursprünglich aus Glasgow stammende Quartett bemüht sich hörbar um weitestgehende Breitenwirkung, was bedeutet, daß sie ihre Songs auswalzen und verbreitern bis zum Gehtnichtmehr. Die Folgen sind vermatschter Brit-Pop, verkitschte Seelen-Spätlese und der grauslige symphonische Eindruck einer ursprünglich vielleicht sogar ganz witzigen Band. Sämtliche Songs wirken hochgezüchtet, luxuriös-verschraubt und schwülstigschwül wie die Inneneinrichtung von Millionärspuffs, und wenn schon mal eine Ballade auftaucht, die den Geruch von Ehrlichkeit trägt, wird sie garantiert alsbald übersuppt von üppigster Mehrstimmigkeit. Travis fallen in alle jene Gruben hinein, die ihre goldschimmernden Vorläufer und Konkurrenten wie Eels, Blur, Kula Shaker oder Manic Street Preachers gegraben haben: Emotionen, die durchlauchtigste Poplied-Schreiber immer schon mit Witz und Charme hervorgekitzelt haben, werden von Travis mit ziemlich grobschlächtiger Ernsthaftigkeit herausgeprügelt, fettgemästet und kommen wie winselnde, sentimentale, männchenmachende Pudel-Dämonen bei uns an. Stimmig ist da nix, und alles ist ungefähr so schlimm wie früher Slade. Insofern ist es da auch kein Wunder, daß Noel Gallagher Travis angeboten haben soll, Oasis zu Supporten.
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