Ornette + Joachim Kühn – Colors
Zwei Meister des improvisierten Jazz, das konnte nur in einem Gipfeltreffen kulminieren – zumal es hier nicht zu einer Vater-Sohn/ Lehrer-Schüler-Beziehung kam. Nachdem Ornette Coleman einige Einspielungen von Joachim Kühn gehört hatte, lud er ihn 1996 zu einem Tete-ä-tete nach Verona ein, worauf ein Gastspiel während der Leipziger Jazz-Tage folgte, das nun in ausschnittartiger Konserven-Pracht vorliegt. Und legt man das vor ein paar Monaten veröffentlichte Duo-Album von Wayne Shorter und Herbie Hancock daneben, zeigt sich umso mehr die wagemutige Größe, mit der Coleman und Kühn Klangfarben, komplexe Strukturbauten ausloten und bewältigen. Coleman, der ewige Jungbrunnen, hat hierfür eigens acht Kompositionen geschrieben, die zwischen Roots und Vision changieren. Was im Namen des Blues losgetreten wird, ist schlicht ein Kompendium der Spannung, bei der Kuhns virtuos-lineare Pranke zielsicher Colemans Intervall-Luftsprünge in den Hafen der Verbrüderung geleitet. Dieser Live-Mitschnitt ist Zeugnis von zwei großen Musikern, Musikanten, die emphatisch ihren gegenseitigen Respekt in jeder auch noch so kleinen Notenzeile unterbrachten und damit nebenbei eine mögliche Weichenstellung für den Jazz des nächsten Jahrtausends formulierten. Nicht mehr und nicht weniger.
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