Joe Jackson – Heaven & Hell

Unzählige Haken hat Joe Jackson im Verlaufseiner zwei Jahrzehnte währenden Karriere geschlagen: Wave, Reggae, Swing, Cool-Jazz, Salsa, Rock, Filmmusik, Klassik. Pionier war er gleichwohl nie, griff vielmehr stets auf sattsam bekannte Versatzstücke zurück, die er allerdings zu reizvollen Klanggebilden zusammenzusetzen verstand. So bietet auch die HEAVEN & HELL genannte Suite, die die sieben Todsünden musikalisch thematisiert, keine avantgardistische Neutönerei, sondern vermählt eindrucksvoll poppige mit klassizistischen Strukturen. Wie das funktioniert, zeigt „Fugue 1/More Is More (Gluttony)“: Ein irrwitziger Baß kreist in Streicherstrudeln, Klavierkadenzen brechen sich an perlender Percussion, bis auf dem Höhepunkt dieses grandios aufgebauten Spannungsbogens wie eine Befreiung der Gesang einsetzt. In „Angel (Lust)“ kontrasiert Suzanne Vegas laszive Stimme wunderbar mit dem glockenhellen Sopran von Dawn Upshaw, die aufgeschlossenen Zeitgenossen auf Henryk Göreckis Sinfonie Nr. 6 (einem Klassik-Megaseller) bekannt sein dürfte. Auch Crash Test Dummy Brad Roberts und die kanadische Chanteuse Jane Sibbery geben in dem 50 Minuten-Programm eine gute Figur ab. Jackson selbst zeigt ein Händchen für feinsinnige Melodik und wohltemperierte Stimmungen und demonstriert nebenbei, daß die Gesetze des Rockgeschäfts für ihn längst nicht mehr gelten. Ein mutiger Schöngeist, unser Joe.