Guildo Horn – Danke!
Das Schönste an Guildo Horn: Bei ihm ist die Grenze zwischen Spaß und Ernst nie auszumachen. Der Sänger mit dem zauseligen Strähnenhaar hält seine Schlagerbearbeitungen stets geschickt in der Schwebe zwischen Karikatur und echter Hingabe, zwischen Verarsche und ernst gemeinter Botschaft. Und gerade diese Unentschiedenheit verleiht seiner Musik einen besonderen Reiz. Auch auf DANKE! behandelt er gemeinsam mit den Orthopädischen Strümpfen die Trivialitäten des deutschen Liedguts wieder mit Ironie und Respekt zugleich. Unter der Regie von Altmeister Michael Holm bietet Hörn Songs heutigen Datums und Titel aus der goldenen Epoche der Schnulzenseligkeit in lustig-seriösen Interpretationen. Der Mann aus Trier findet bei Katja Epsteins Evergreen „Wunder gibt es immer wieder“ mit 7oer-Schweineorgel und anderen Sound-Scheußlichkeiten exakt die Balance zwischen Witzischkeit und Anspruch. Er ist in Joy Flemings „Ein Lied kann eine Brücke sein“, anno ’73 auf dem letzten Platz beim Grand Prix de la Chanson d’Eurovision gelandet, brüllkomisch und tiefgründig zugleich. Er vermittelt beim Udo Jürgens-Hit „Aber bitte mit Sahne“ gekonnt zwischen augenzwinkerndem Easy Listening und gehobenem Entertainment. Und er weiß auch bei „Tanze Samba mit mir“,“Barfuß im Regen“, „Mendocino“ etc., wo das Gleichgewicht zwischen „tongue in cheek“ und Ernst liegt. Der Mann mit dem Faible für schockfarbene Anzüge, quietschbunte Oberhemden und unförmige Schuhe im Seventies-Style präsentiert sich also einmal mehr als Meister der geschmackvoll inszenierten Geschmacklosigkeiten. In diesem Fach ist er derzeit wohl unschlagbar.
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