Guru Guru – Moshi Moshi
Gegen die Renaissance altdeutscher Neutöner ist momentan kein Kraut gewachsen. Von Julian Cope gesellschaftsfähig geschrieben und von Englands Musikpresse geadelt, darf man nicht nur klassisch Konsensfähiges wie Kraftwerk oder Can, sondern auch Faust, Amon Düül II oder Guru Guru wieder guten Gewissens lieb haben. Und Japan hinterherhinken, denn dort gilt besagte Musikerriege bereits seit Jahren als In-Kraut. Allen voran Guru Guru, die ihr neues Album MOSHI MOSHI dankbar ihren fernöstlichen Fans widmen und dem Song „Don’t Worry About The Koto“ sogar eine fragile Teehaus-Atmosphäre angedeihen lassen. Ansonsten hält sich die Exotik in Grenzen, von Guru Guru-typischen Kuriositäten wie dem Tango „II Maestroso“ oder dem perkussiven „Bonusdreck“ mal abgesehen. Mit größtenteils englischsprachigem Gesang, reichlich Rockgitarre und einem jazzigen Saxophon klingt das Album unerwartet straight und konventionell. Schade eigentlich, waren Guru Gurus Markenzeichen in der Vergangenheit doch eher wilde Improvisationen, die Eigenständigkeit demonstrierten und angloamerikanische Einflüsse kaum erkennen ließen – ein identitätsstiftendes Chaos, rhythmisch anspruchsvoll und von charmanter Frische. MOSHI MOSHI setzt diese Tradition nur halbherzig fort, die andere – neue – Hälfte ist leider nicht so originell, wie es die Fähigkeiten der beteiligten Musiker erwarten ließen.
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