Steve Earle – El Corazon
Er ist ruhig geworden, der ewige Rebell des Country-Rock. Doch die verhaltene Instrumentierung aus Mandoline, Gitarre und Akkordeon währt nur einen Song. Der heißt „Christmas In Washington“, huldigt Woody Guthrie, verteilt verbale Ohrfeigen an die Republikaner und skizziert die Gegenwart als schlechten Scherz. Auch in den übrigen Stücken läßt der 42jährige seiner Unzufriedenheit freien Lauf. Der lyrische Zynismus, vorgetragen mit einer Stimme, aus der Verbitterung, Wut und Frust spricht, ist allgegenwärtig. Earle analysiert die Kehrseiten des amerikanischen Traums, sympathisiert mit Verlierern und Outlaws, verbreitet einen Hauch von Highway-Romantik und schwelgt in Nostalgie. Wenn das Leben an einem Schluck Whiskey hängt, dann ist er der Barkeeper, der noch einmal nachschenkt oder der Barde, der die Desillusion in Ton und Wort kleidet. Und weil Earle von Emmylou Harris, den Supersuckers.The Fairfield Four und The McCoury Band unterstützt wird, beschränkt sich EL CORAZON nicht auf drögen Purismus, sondern rockt auch richtig los. Steve Earle hat sich über die Jahre bewahrt, was den lieben Kollegen mit wachsendem Erfolg abgeht: den nötigen Biss und die Bodenständigkeit. Was Neil Young für den Rock, das ist Earl für den Country: Der Inbegriff von wahrer Größe.
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