Diverse – Great Jewish Music: Burt Bacharach
Aufmerksamen Beobachtern der Welt des John Zorn (also einer ebenso kleinen wie verbissenen Schar von unheilbaren Avantgarde-Hipstern) wird es nicht entgangen sein, daß die Veröffentlichungspolitik des ruhelosen New Yorkers in den letzten Jahren immer wirrere Ausflüge in neue Bereiche wagt. Das begnügt sich längst nicht mehr mit dem Ausloten klanglicher Extreme, sondern taucht tief in Trash und Pulp, präsentiert hysterisches Crooning, LoFi-Experimente behinderter Minderjähriger und allerlei Freestyle aus tiefen japanischen Höhlen. Sprich: alles ist möglich. Und doch ist diese opulente Würdigung des ebenso oft wie falsch unter „Easy Listening“ abgelegten Burt Bacharach etwas besonderes, denn hier betritt John Zorn die Welt des Pop (was er allerdings mit seinen Interpretationen von Ennio Morricone schon einmal wagte). Wobei eine wesentliche Motivation für den zionistischen Impressario auf der Tatsache fußt, daß auch Bacharach Jude ist. So vereinigt sich in dieser Doppel-CD das Herausstellen jüdischer Größe mit der Herausarbeitung der Komplexität Bacharach’scher Ohrenfreuden. Denn natürlich werden Evergreens wie „Do You Know The Way To San Jose“, „This Cuy’s In Love With You“ und „Close To You“ nicht süßlich vereinfacht, sondern von der erweiterten Zorn-Familie, sprich den stets involvierten Musikern Elliott Sharp, Fred Frith, Bill Frisell und Marc Ribot, aber auch von Kramer, Mike Patton und Lloyd Cole auf die Qualität der ihnen innewohnenden Strukturen abgeklopft und in zumeist strenge Form gebracht. Dieses Konzept, an dem die meisten Komponisten scheitern dürften,findet in Bacharachs reicher Tonund Melodiewelt eine geeignete Spielwiese, aus der sich herzerweichende, alberne, psychedelische und tiefgründige Versionen entwickeln lassen. Das ist dann Avantgarde, und damit ohne alle elitären Gedanken die Abteilung, in der zumindest Bacharachs Arbeiten aus den 6oern allen Oberflächenglanzes zum Trotz sowieso hingehören.
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