The Pretty Things – The EP Collection…Plus
Die Pretty Things hatten eigentlich alles, was eine britische Rhythm ’n‘ Blues-Band in den frühen 6oern brauchte: Den Sänger mit den „längsten Haaren Englands“, eine Handvoll Cover-Versionen in den Top 10 und jede Menge schlechte Presse. Doch während die artverwandten Stones reich, bekannt und drogensüchtig wurden, blieben die Pretties arm, verkannt – und drogensüchtig. Ihr eher überschaubares Talent, auch eigenes Material in die Charts zu hieven, ständige Personalwechsel und ein unfähiges Management resultierten in Pleiten, Pech und Pannen. Da paßt es nur zu gut ins Bild, daß Gitarrist Dick Taylor einst bei den Stones als Bassist tätig war, bis er zugunsten seines Studiums ausstieg und schließlich, kommerziell betrachtet, in der Bezirksliga endete tröstlich wohl nur für Ex-Beatle Pete Best, den ein ähnliches Schicksal ereilte. Der musikalische Output der Pretty Things war allerdings höchst reizvoll,THE EP COLLECTION…PLUS als Best Of-Programm der Jahre 1964 bis 1966 ist der beste Beweis: ungehobelter R&B, aggressiv, lärmend und angenehm unästethisch. Verglichen mit Phil Mays Gefauche in „Don’t Bring Me Down“ oder Dick Taylors Solo in „Mama, Keep Your Big Mouth Shut“ klingen die zeitgenössischen Herren Jagger und Richards irgendwie verdächtig eierlos. Mit dem Song „Progress“ ist sogar eine Rarität mit an Bord, die den kommenden stilistischen Wechsel zum psychedelischen Pop andeutet, als Bonustrack gibt’s die Debütsingle „Rosalyn“. Großartige Musik, die das Image der angeblich gescheiterten Anti-Helden deutlich aufbessert. Überdies hätte ja auch alles viel, viel schlimmer kommen können, wie Dick Taylor einmal lakonisch anmerkte: „I could have ended up as Bill Wyman“.
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