Johnny Kidd & The Pirates – The Complete Johnny Kidd

Als Johnny Kidd 1959 seine ersten Singles aufnahm, war er der einsame Rufer in der tristen Einöde der britischen Musikszene. Skiffle war das Ding jener Tage, und Rock’n’Roll, der ohnehin in England nur ein Mauerblümchendasein fristete, wurde allgemein für eine vorübergehende Mode gehalten. Umso wichtiger war das, was Frederick Heath alias Johnny Kidd mit seiner Kapelle im Schilde führte: Der Chefpirat arbeitete als einer der ersten mit der klassischen Rockbandbesetzung (E-Gitarre, Bass, Drums) und verlieh seinem eher konventionellen Material durch temperamentvollen Vortrag eine ordentliche Portion Rock’n’Roll-Attitüde. Aus heutiger Sicht mutet der Piraten-Rock zwar harmlos an, aber 1960 war Johnny Kidd der größte Schreihals im Königreich. So bereitete der Mann mit der Augenklappe fast im Alleingang das Terrain für den britischen Beat- und R & B-Boom der frühen 60er Jahre. Mit seinem Nr. l-Hit von i960,“Shakin’All Over“, lieferte Kidd die Blaupause für den Briten-Beat, der Song wurde von jeder Band gedudelt, die etwasauf sich hielt (die wohl bekannteste Version findet sich auf LIVE AT LEEDS von The Who). 1962 verpflichtete Kidd zudem in Mick Green einen der innovativsten Gitarristen der Insel, der Legionen nachwachsender Saitennovizen den Weg wies. Zur Zeit der Beatles-Hysterie hatten die verdienten Gründerväter des Beat-Booms ihre großen Tage hinter sich. Als Stones, Beatles, Who und Kinks das Kommando im Königreich übernommen hatten, waren Kidd & seine Freibeuter endgültig weg vom Fenster. Der tragische Schlußstrich folgte am 7. Oktober 1966, als Johnny Kidd bei einem Autounfall ums Leben kam. THE COMPLETE JOHNNY KIDD & THE PIRATES bietet mit 62 Songs auf zwei CDs, darunter einige Altemativ-Versionen seiner bekanntesten Stücke, das Gesamtwerk dieser Band, die das wohl wichtigste britische Bindeglied zwischen Prä-Beatles-Ära und heraufdämmerndem Rockzeitalter darstellt.