Van Morrison – Sieben Re-Releases :: Vantastisch

Mit dem Jahrhundertwerk ASTRAL WEEKS schuf sich Van Morrison 1969 ein dickes künstlerisches Polster, auf dem er sich bequem die nächsten 20,30 Jahre hätte ausruhen können. Doch der „irische Dickkopf“ überraschte seine Jünger mit immer neuen Erweiterungen seines an sich schon nach allen Seiten hin offenen Universums. Ohne jeglichen Druck seiner damaligen Company Warner Bros, produzierte Morrison bis 1978 jene sieben Alben, die von seiner heutigen Firma Polydor jetzt klangtechnisch in erstaunlicher Form neu aufgelegt werden. Wie hoch der „Belfast Cowboy“ bei seinen Anhängern angesehen war, zeigt das ’71er Werk TUPELOHONEY (4) . Selbiges wurde von den Fans heißgeliebt, vom Meister selber aber eher als durchschnittlich eingeschätzt. Dominierten auf den Vorgängern noch süßlicher Soul mit einem Hauch von New Orleans und US-Top-40-Stoff, so operierte Morrison hier in stilistisch reichlich unterschiedlichen Gefilden. Sequenzen aus Rock, Blues, Teil Me Something – The Songs Of Mose Alllson 1996 (Verve/Motor) The Helling Game 1997 (Polydor) Jazz, Country und Soul/Funk fusionierten nahtlos. Der Opener „Wild Night“ wanderte ebenso wie der Titelsong in Morrisons Live-Repertoire. Mit dem 1972 fabrizierten Geniestreich ST. DOMINIC’S PREVIEW (6) sollte sich der kleine Rothaarige dann selbst übertreffen. Die oft gecoverte, swingende Soul-Hommage Jackie Wilson Said“, das synthetische und vehemente „Almost Independence Day“, die atmosphärisch dichte, nminütige Liebesode „Listen To The Lion“ und der dramatischintensive Titelsong sind nur vier von insgesamt sieben rundum geglückten Stücken auf höchstem Niveau. Qualitativ fast ebenbürtig entpuppte sich der Nachfolger HARD NOSE THE HIGHWAY (5), eine musikalische Reminiszenz an die Anfangszeit seines Schaffens im amerikanischen „Exil“. Auf dem Album wurden die vormals locker improvisierten Klangstudien von fast symphonischen Arrangements abgelöst. Emotional hielt Morrison Distanz und kontrollierte sein mit Spitzen-Studiomusikern besetztes Caledonia Soul Orchestra bis zur Perfektion. Jener erlauchte Trupp sollte den bunnenscneuen Morrison auch zu seiner zweiten Englandtournee seit 1966 begleiten. Ein Londoner Auftritt im Sommer ’73 sowie ein Konzert in LA. lieferten schließlich das Material zum famosen Live-Doppelalbum IT’S TOO LATE TO STOP NOW (6) . Mit kochendheißen Arrangements und überspitztem Soulorgan polierte Morrison die eigene Vergangenheit (u.a. die Them-Oldies „Gloria“ und „Here Comes The Night“) und Songklassiker von Sam Cooke („Bring It On HomeToMe“) oder Sonny Boy Williamson („Take Your Fast Hands Out Of My Pocket“) auf. Mysteriös hingegen geriet das Studiowerk VEEDON FLEECE (5) , das 1974 Kritiker wie Fans ob der schwer zu dechiffrierenden Inhalte zur Verzweiflung trieb. Auf dem Album hypnotisiert Morrison den Hörer mit jazzigen bis ätherischen Trance-Klängen zu kryptischen Lyrics.vom britischen Dichter William Blake inspiriert. Danach verordnete sich Morrison, der nach eigenem Bekunden künstlerisch ausgebrannt war, eine Pause, die erst 1977 mit A PERIOD OF TRANSITION (3) endete. Das nur 34minütige Comeback-Album ist seine schwächste Arbeit dieser Ära. WAVELENGTH (4) von 1978 mit einer Reihe guter Songs und von einer erstklassigen Backingband eingespielt, funktionierte da wieder besser.