Mouse On Mars – Autoditacker :: Brrzzl-zoing-pieep
Dieses Album beantwortet sogar Fragen, die niemals irgendjemand wirklich stellen muß. Zum Beispiel die: Was geht eigentlich im Inneren von Treiberameisen vor sich? Sind es fiepende Stromlaute, die durch die Ganglien der Kerbtiere zucken und ihnen den Befehl zum Angriff geben, mit einem Herz als mechanischem Klopfton? Oder die: Leben in den beiden schwarzen Löchern unserer Steckdosen nicht etwa kleine, gelbe Stromwesen, die dort ihre Pausen verbringen und bügelnden Lebensgefährten erzählen, daß sie noch an einer verschleppten 200-Volt-Überdosis laborieren? In aller Entspanntheit kreist AUTODITACKER um das Zentralgestirn der elektronischen Musik und füllt dabei einen Raum aus, der mühelos vom Easy Listening bis zum Pop führt, von Rockers HiFi und Aphex Twin über Stereolab bis hin zu Pram und Konsorten. Durchaus faszinierend, wie am Ende harten Studiotuns einfach nur beschwingte Mühelosigkeit entstehen kann, leicht wie Halbfettmargarine. Wir hören rhythmische Bewegung: zappelndes Eintauchen einer Hundertschaft von Ruderblättern in eine flüsternde See. Wir hören schnarzende Baßlinien: Die kreuzen durch ein still bewegtes Meer wie der Kiel der Santa Maria vor San Salvador. Wir hören sanfte Melodien: Die biegen sich wie das Seegras in der Dünung, durchsetzt mit schimmernden Luftbläschen, in denen einsame Stimmen gefangen sind, die plötzlich auftauchen und japsen, jammern, klirren, knarzen. Mouse On Mars – bürgerlich Andy Thoma und Jan Werner hat uns schon des öfteren mit feingesponnenen Klangwelten nett unterhalten; diesmal tun sie’s hochbeglückend: weich und schillernd landen sie ihre Stücke an, Geschwindigkeitsexzesse bleiben dem Rechner überlassen, und es ist erfreulich zu sehen, daß es in deutschen Landen wenigstens auch noch ein paar gute Traditionen gibt, die man fortführen kann. Mouse On Mars sind nämlich der logische Endpunkt einer Evolutionsreihe, die von Can/Amon Düül ausging und über Kraftwerk und dem Plan bis ins Heute führt.
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