Neil Young with Crazy Horse – Year of the horse
1996 war für Neil Young das YEAR OF THE HORSE. Mit seinen alten Kumpels Crary Horse ging er nach längerer Zeit wieder auf eine ausgedehnte Tournee durch Europa und die USA. Und das schien Neil so richtig Spaß zu machen. So viel Spaß, daß er die Tour mit Frank „Poncho“ Sompedro, Billy Talbot und Ralph Molina gleich auf mehrfache Weise dokumentieren ließ. Mit dem Live-Doppelalbum YEAR OFTHE HORSE und dem gleichnamigen Film, einem On-The-Road-Movie von Jim Jarmusch („Dead Man“,“Night On Earth“), dem wahrscheinlich größten Young-Fan unter den Regisseuren. Welche Überraschungen aber kann das dritte Live-Doppelalbum (nach dem ’79er LIVE RUST und dem ’91er WELD) von Neil Young & Crazy Horse noch bringen? Da wäre erst einmal die Spielzeit von 85 Minuten. Die ist – mit Verlaub – bei einer Doppel-CD eine gigantische Platz- und Rohstoffverschwendung. Neil Young, der ja stets um den Zustand von „Mother Earth“ besorgt ist, hatte da wohl Wichtigeres im Sinn als Ressourcenschonung. Ähnlich wie BEING THERE (mit noch weniger Laufzeit) von Neils Labelkollegen Wilco soll YEAR OF THE HORSE wohl als Hommage an die große Zeit der Vinyl-Doppelalben verstanden werden, die ja kaum mehr Spielzeit boten. Und die Songs? Hören wir zum dritten Mal „Like A Hurricane“,“Hey, Hey, My, My“,“Cinnamon Girl und „Powderfinger“ in der dritten, ultimativen, feedbackdurchdrängten Live-Version? Nein, Neil lenkt das verrückte Pferd diesmal in eine andere Richtung und präsentiert zwölf Stücke aus den Jahren 1975 bis 1996, die es (in dieser Form) nur selten live zu hören gibt. „They all sound the same. It’s all one song“, sagt Young zu Beginn. Und richtig, es ist egal, welcher Song gerade gespielt wird, das Ergebnis klingt immer nach Crazy Horse: der epische „Barstool Blues“, der mit fetter Gitarrenarbeit endet, die Ballade „WhenYour Lonely Heart Breaks“, das gewaltige „Big Time“-das beste Stück vom letztjährigen BROKEN ARROW -, das seltsam valiumgebremste, elektrische „Pocahontas“ oder der quälend-langsame Höhepunkt: „Dangerbird“ in fast 14 Minuten mit dunklen Gitarreneruptionen. Es ist die Summe dessen, was Neil Young & Crazy Horse ausmacht. Neil erreicht nur mit Crazy Horse eine derart atmosphärische Sounddichte, ein unverschämt sicheres Zusammenspiel wie in Trance. Crazy Horse ist keine Band, sondern ein Instrument, das ein Eigenleben führt, ein Instrument, das Musik erzeugt wie ein hochenergetisches, reinigendes Sommergewitter. Zur Zeit ist Neil Young wieder mit Crazy Horse unterwegs. Vielleicht wird ja 1997 auch wieder ein YEAR OF THE HORSE. (
Gebührenpfichtige Hörprobe unter 0190/25 525011 (s. ME/S-Hotline S.49)
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