Reprazent feat. Roni Size – New Forms
Drum n Bass tritt inzwischen zur Rettung langsam überholter Labels an. So darf man es als genialen Schachzug von Gilles Peterson, dem Talking-Loud-Acid-Jazz-Veteranen, betrachten, daß er mit Roni Size einen der besten Produzenten des Genres verpflichtet hat. Size wiederum zeigt sich seinem Auftraggeber verpflichtet und liefert mit NEW FORMS ein Album ab, das die immer noch strengen Grenzen des Genres sprengt und den schnellen Beats und tiefen Bässen artfremde Elemente beimengt. So macht die amerikanische Rap-Oueen Bahamadia aus dem Titel-Track ein aufregendes Stück Breakbeat-Poetry, sorgen jazzige Bass-Figuren für Erinnerungen an A Tribe Called Quest zu deren Glanzzeiten, und überhaupt wird die Nähe zum HipHop auf diversen Stücken durch die Verminderung der Schlagzahl demonstriert. NEW FORMS ist also beileibe kein Club-orientiertes Dance-Album, sondern eher ein Werk, daß die heimische Stereoanlage den Duft von Luxus und Modernität versprühen läßt. Auch wenn Roni Size behauptet, Reprazent sei ein Gemeinschaftswerk mit den beiden DJs Die und Krust aus Bristol, so trägt das Album dennoch eindeutig seine Handschrift. Schon immer war er derjenige des Kollektivs, der einen Hang zum Jazz und zum Einsatz von Sängern hatte. Das dabei entstandene Werk wird in etwa den gleichen Stellenwert in der Jahresabrechnung einnehmen wie 1996 das Dub-Pop-Album MISHMASH von Rockers HiFi. Genau wie letzteres macht NEW FORMS eine Spielart, die bislang den Spezialisten vorbehalten war, Massen-kompatibel, auch wenn das den Puristen überhaupt nicht gefallen wird.
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