Melvins – Honky
Dale Crover, Mark Deutrum und Buzz Osbourne haben den Schlußstrich gezogen. Nach drei großartigen Platten (von insgesamt zehn) hat sich das eigenständigste Trio der alternativen Gitarrenmusik von seinem Majorlabel getrennt um wieder absolut unabhängig zu sein. Als Beispiel ihres schwarzen Humors haben die Melvins mit „Laughing With Lucifer At Satans Sideshow“ ein besonderes Abschiedsgeschenk an ihre alte Firma auf diese Platte genommen. Hier finden sich zwischen jazzig-luftigen Instrumentalpassagen Kommentare ihrer früheren Geldgeber, die Spanne reicht von hilflosen Bemerkungen wie „die Leute mögen euer Video nunmal nicht, was sollen wir machen“ bis zu dem bitteren Witz „ihr könnt jederzeit die Platte machen, die ihr wollt“. Genau letzteres haben die Melvins jetzt in voller Gnadenlosigkeit vollzogen – HONKY ist so frei, wie es eine (trotz aller Einschränkungen immer noch) Rockband überhaupt nur sein kann. Die typischen Eigenheiten des Trios – extrem gedehnte, bzw. gestauchte Strukturen, wurden hier um Klangreisen aller Art ergänzt. So eröffnen die Melvins entgegen allen gängigen Gepflogenheiten ihre Platte mit einem gespenstisch-schönen Stück Ambient, verfallen später in einen ebenso kurzen wie wüsten Anflug von Punkrock um sich anschließend für immer von konventionellen Formaten zu entfernen. Den Höhepunkt dieser Entwicklung bildet das zwölfminütige Stück in der Mitte, eine trashige Collage aus Lärmpartikeln, Geräuschen und billigem Schlagzeugklang. Am Ende persiflieren die Melvins noch die inflationär um sich greifende Praxis des Hidden Tracks: in den letzten 30 Minuten der CD findet sich kein einziger Ton.
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