Per Gessle – The World According To Per Gessle

Zitieren wir doch zur Abwechslung den großen Lester Bangs. Der notierte einst, die Eagles könnten ein Lied über eine Sexorgie mit Klosterschülerinnen singen, und es würde klingen, als frohlockten die Englein. Über diese Gabe verfügt auch Mister Roxette: THE WORLD ACCORDING TO PER GESSLE ist nicht nur sauber, sondern

rein. Die männliche Hälfte des schwedischen Pop-Duos schwebt auf ihrem ersten richtigen Soloalbum – die beiden Vorgänger nahmen nur die Skandinavier zur Kenntnis – auf einer rosaroten „Boy meets girl and the beat goes on, aber bitte nur bis zum Vorspiel“-Wolke. Eher „Yummy Yummy Yummy“-Bubblegum als „Gabba Gabba Hey“-Rock, da können die elektrischen Gitarren noch so rumoren, das Schlagzeug noch so trocken bollern. Per Gessle bestückt seine bonbon-farbene Jukebox mit allerlei bekannten Versatzstücken, oder, weniger charmant formuliert: Er klaut sich durch vier Jahrzehnte Pop, daß sich die Balken biegen. Glücklicherweise schüttelt er Ohrwürmer gleich reihenweise aus dem Ärmel: Mal tönt’s, als kämen die Monkees vom Mersey River („Do You Wanna Be My Baby“), mal nach Elvis Costello. der die Intellektuellen-Brille mit der Ray-Ban vertauscht hat („Reporter“), mal nach Abba auf Speed („Elvis In Germany“), mal nach Surfen am Skagerrag G.B-Any-I-U-Wanna-B“) und dann wieder, als würde das Sanso-Schäfchen mit Status Quo einen draufmachen („Saturday“). „I Want You To Know“ ist eine Räucherstäbchenballade mit psychedelischem Nachhall, „Wish You The Best“ ein plüschiger Schleicher, für „l’ll Be Alright“ würde jeder Zehnjährige seine Schmusedecke, für „Lay Down Your Arms“ Phil Collins seine Großmutter verkaufen.