The Charlatans – The Amazing Charlatans
Die Charlatans waren nicht nur der erste, sondern zugleich auch der kurioseste Trupp im psychedelischen San-Francisco-Underground. Leader war der Grafik-Designer George Hunter, der den Kern der Band (Gitarrist Mike Wilhelm, Bassist Richard Olsen sowie Pianist Michael Ferguson und Schlagzeuger Dan Hicks) schon im Sommer 1964 um sich scharte. Als gewiefter Werbemann ließ Hunter vorab hunderte von Publicity-Fotos, die die Band in piekfeinen Viktorianischen Wildwest-Anzügen zeigte, in der Bay-Area verteilen. Das so entworfene elegante Desperado-Gentleman-Image paßte hundertprozentig auf die musikalische Ausrichtung des Quintetts. Die wurde laut einhelligem Kritikerurteil als „amerikanische Antwort auf die Beatles“ betrachtet, stand aber in Wirklichkeit den R’n’B-verliebten Rolling Stones wesentlich näher: Zwischen besagten Rock- und Blueseinflüssen dominierten jedoch vor allem die Country-Roots mit einem ausgeprägtem Hang zu Bluegrass und Hillbilly. Leider kam in den folgenden vier )ahren außer einer eher untypischen Single 1966 für die bei den Hippies ziemlich beliebten Charlatans nicht viel rum. Als endlich 1969 von dem verbliebenen Resttrio Wilhelm/Olsen/Wilson plus diversen Studiogästen das langerwartete Debüt-Album erschien, hatte der inzwischen weltberühmte San-Francisco-Sound seinen Höhepunkt längst hinter sich. Initiator Hunter machte sich in der Folge einen Namen als Cover-Illustrator für u.a. Quicksilver Messenger Service und It’s A Beautiful Day. Dan Hicks formierte die zumindest in den Staaten erfolgreichen Hot Licks. Obwohl durch richtungsweisende Bands wie The Byrds, The Flying Burrito Brothers oder The Band rustikale, uramerikanische Töne zu jener Zeit en vogue waren, blieb das einzige LP-Werk mit brillanten Songs wie „Codine Blues“, „Alabama Bound“ oder „32-30“ nahezu unbeachtet. Die stets unterschätzte Formation verabschiedete sich schließlich im Juli des gleichen Jahres mit einem Konzert im Fillmore West. THE AMAZING CHARLATANS versammelt seltenes Archiv-Material, die ’66er Single „The Shadow Knows/How Can I Miss You When You Won’t Go Away“, Demo-Fassungen und natürlich die ’69er Original-LP.
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