The Damned – Neat, Neat, Neat
Während die Sex Pistols sich als anarchiegetriebene Provokateure verkauften, die Stranglers den Bereich „pathologisch bösartig“ komplett vereinnahmten und The Clash sich redlich um die weltpolitische Lage sorgten, alberten The Damned als posierender Klamauktrupp herum. Dieser Hang zur bewußten Selbstparodie verschaffte dem Londoner Quartett, das sich aus Ex-Mitgliedern der London SS und Subterraneans rekrutierte, allerdings nicht die Position, in der es sich gerne gesehen hätte. Bei Punk-Hardlinern genossen Frontmann Dave „Vanian“ Letts und der später als humoriger Solist erfolgreiche Bassist/Sänger Ray „Captain Sensible“ Scabies den eher zweifelhaften Ruf, die Monkees des Punk-Movements zu sein. Dennoch waren The Damned, die sich mit schöner Regelmäßigkeit auflösten und immer dann wiedervereinigten, wenn keiner mehr daran glauben mochte, tatsächlich die erste britische Punkband: Als erste unterschrieben die Verdammten einen Vertrag, veröffentlichten als erste sowohl eine Single („New Rose“) als auch ein Album (DAMNED, DAMNED, DAMNED), tourten als erste Brit-Punks durch die USA und traten als erster Punk-Act im britischen Fernsehen auf. Nach der frühen, reichlich aggressiven 3-Akkord-Periode stagnierte jedoch die Band, die immer wieder gern Travestien als Vampir, Krankenschwester, Ballerina oder Flughafenhostess lieferte. Von diesen kreativen wie zwischenmenschlichen Abgründen hört man auf dem 3-CD-Set NEAT NEAT NEAT freilich wenig. Makellos als hochformatiges Buch verpackt, vereinigt es 46 Songs aus den wilden Jahren von 1976 bis 1980, bevor sich die Formation als hitträchtige Wave-Pop-Kapelle reanimierte. Mit dabei sind alle Singlehits (u.a. „Neat, Neat, Neat“, „Love Song“) und ein reichlicher, wohlsortierter Extrakt aus vier Studioalben. Außerdem finden sich rare B-Seiten, neun superschräge Livecuts sowie belangloses Material, das 1995 eingespielt wurde.
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