Blind Lemon Jefferson – Moanin‘ All Over

Bis auf neun historische Aufnahmen hinterließ der im Alter von 32 Jahren verstorbene Bluesmusiker nichts als seine eigene Legende: Der 1897 in Texas blind zur Welt gekommene Jefferson brachte sich als Kind das Gitarrenspielen selbst bei. Im texanischen Süden unterhielt er als Teenager auf illegalen Zusammenkünften, in Hurenhäusern und in Saloons seine Zuhörerschaft, die ihm bis zu 150 Dollar pro Tag einbrachte. Zu seinen Wegbegleitern und Bewunderern im durch Rassenunruhen schwer gebeutelten Süden der USA gehörten u.a. auch die späteren Bluesgrößen Leadbelly, T-Bone Walker, Josh White und Lightnin‘ Hopkins. So blieb seine einzigartige Gitarrentechnik, die er gern mit Jazzphrasen kombinierte, über Generationen hin im Umlauf. Erst 1925 empfahl Sam Price, der Besitzer eines Plattenladens, den knapp 30jährigen an die Paramount Records. Innerhalb der nächsten fünf Jahre entstanden die für MOANIN‘ ALL OVER erneut ausgegrabenen Dokumente, an denen, audiophil betrachtet, selbst modernste Studioaufbereitungstechnik scheitert. Doch Songs wie ‚The Black Snake Moan‘, ‚Bakershop Blues‘ oder ‚Bulky Mule Blues‘, oft kopierte Ur-Klassiker des Bluesgenres, lohnen trotz hoher Rauschpegel in ihrer Intensität und Ausdruckskraft allemal. Ebenso mythenumrankt schied Blind Lemon Jefferson aus dem Leben: Ausgerechnet im kühlen Norden, in Chicago, kam er entweder bei einem Blizzard um und wurde mit seiner eingefrorenen Hand um den Hals seiner Gitarre aufgefunden. Einer anderen Quelle zufolge verstarb er ganz profan an Herzversagen.