John Mayall – Blues For The Lost Days
John Mayall, den Nachlaßverwalter des britischen Blues, umweht längst die Aura des Sagenhaften. Umso mehr, als die Großtaten des heute 63jährigen schon ein paar Tage her sind. Damals gaben nacheir-r-iespätere Gitarrengroßmeister wie ; Eric Clapton, Peter Green oder Mick Taylor bei den Bluesbreakers den Ton an, verwandelten famose Alben wie A HARD ROAD (1966), BARE WIRE und BLUES FROM LAUREL CANYON (beide 1968) die Themsemündung ins Mississippi-Delta. Alles, was Mayall danach zuwege brachte, war – von vereinzelten Lichtblicken abgesehen – allenfalls Durchschnitt. Auf BLUES FOR THE LOST DAYS jedoch legt der grauhaarige Dauer-Hippie derart fulminant los, als wollte er die Jahre schnöden Mittelmaßes im Handumdrehen vergessen machen. Mit kraftvollem Bluesrock („Dead City‘), swingendem Orgel-Shuffle (‚Stone Cold Deal‘), rührender Blueshelden-Verehrung zu einem Bo-Diddley-Beat (‚All Those Heroes‘) und dem Titelstück, einem autobiographisch gefärbten Slowblues, gelingt ihm ein Einstieg nach Maß. Nur war’s das dann auch schon. Die Qualität der übrigen acht Stücke liegt irgendwo zwischen „so lala“ und erschreckend schwach. ‚Sen-Say-Shun‘ (Achtung! Wortspiel)? Ein fades Instrumental. ‚Some Other Day‘? Zu poppig. ‚It Ain’t Safe‘? Halbherzig. ‚How Can You Live Like That?‘ Netter, jazziger Bar-Blues, der nicht recht zu Mayalls etwas dünnem Stimmchen passen will. Die arg platten Texte – ‚One In A Million‘ kommt als naives Muttertagsständchen, ‚Trenches‘ als ‚Krieg ist Scheiße‘-Moritat – tun ein übriges. Einzig bei ‚I Don’t Mind‘, einem Barrelhouse-Boogie mit perlendem Piano, steigt das Stimmungsbarometer wieder ein bißchen. Ansonsten verhindert lediglich Gitarrist Buddy Whittington mit süperben Licks und feinen Soli den Totalabsturz.
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