Pavement :: Brighten The Corners
Es gibt eine Kapelle, die wird von ausgewählten Gelehrtenzirkeln hin und wieder ausgeschickt, die Rockmusik zu retten. Und wenn man auch berechtigte Zweifel erheben könnte, ob der mehr oder weniger siechende Patient überhaupt seine Injektionen verabreicht bekommen möchte: Pavement haben tatsächlich das Zeug zum Retter. Sie schaffen drei Jahre nach Grunge, ohne tiefere Verwurzelung in irgendetwas, in Ermangelung eines gesondert ausgewiesenen Schutzheiligen und schon gar nicht der Retro-Hure dienend, „Classic Rock“. Spätestens mit dem kompakten Meister aller Klassen, dem CROOKED RAIN-Album von 1994, war deutlich: Die könnten das auch – große, schnörkellose Songs machen, die in den Himmel wachsen. Die wollen bloß nicht – zumindest nicht nur. Und warfen prompt WO-WEE ZOWEE (1995) unters Volk. Auf daß es sich an den Launen reibt, alle 60 Minuten auf Reminiszensen untersucht und überhaupt jede Note und jedes Wort in den „Diskurs“ zieht – und doch verfügte ein jeder, so konstruierter ideologischer Überbau über die Statik eines Kartenhauses: Und mit BRIGHTEN THE CORNERS sorgen Pavement jetzt selbst für frischen Wind. Obwohl Steve Malkmus und Band sehr wohl kalkulieren, sehr bewußt mit dem eigenen, schwerreichen Zitatenschatz umgehen und sich selbst gerne an Diskurs und Rockrettung beteiligen, ist ihnen eine griffig-molleme Melodie immer noch wichtiger als das Dozententum vor versammelter Rockgelehrtenschaft. Das Bewußtsein für das eine und die Liebe zum anderen – das zeichnet Pavement aus. Wovon sich dank des äußerst präzise formulierten, aufs „Eigentliche“ reduzierten neuen Albums der „Retter“ bald noch viel mehr Menschen überzeugen können.
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