Michelle Shocked – Kind Hearted Woman

Noch versucht ihre alte Plattenfirma, von der sich die texanische Sängerin nach jahrelangen Rechtsstreitigkeiten endlich lossagen konnte, mit dem Sampler MERCURY POISE 1988-1995 Kapital aus dem bisherigen Vermächtnis zu schlagen. Dabei ist Michelle Shocked mit den Songs ihres neuen Albums, die sie wegen dem Ärger mit Mercury bis dato nur live vorstellen durfte, schon längst ein gutes Stück weiter: ‚Cold Comfort‘ oder ‚The Hard Way‘ klingen gereifter, lässiger und letztlich eingängiger, ohne sich dabei anzubiedern. Die Sängerin versteht es meisterhaft, Wut mit Verletzlichkeit und grimmige Schrammel-Akkorde mit getragener Folk-Melancholie schlüssig zu vereinen. Hinzu kommt, daß die Roots-Rockerin ihr erstes neues Album-Lebenszeichen seit vier Jahren besonders schlicht – um nicht zu sagen karg – in Szene setzte: An der Gitarre und am Bass halfen wieder ihre Kumpel Fiachna O’Braonain und Peter O’Toole aus, dazu ein wenig Schlagzeug und eben Michelles markante Stimme. Mehr nicht. Doch wozu auch? Noch nie war sie so gut wie heute.