Hovercraft – Akathisia/LaBradford – LaBradford

Lange galt er als verschollen. Doch seit Tortoise, seit Stereolab, seit Gastr Del Sol häufen sich die Anzeichen: über den Umweg elektronische Musik/Ambient bahnt sich die glorreiche Rückkehr des Krautrock, des komischen Klanges in die Rockmusik an. Als Frischzellenkur für sein 80er Jahre-Kultlabel hat sich ‚Blast First‘-Chef Paul Smith mit LaBradford und Hovercraft zwei US-Bands ins Boot geholt, die dem kosmischen Sirren frönen, als musiziere man im Düsseldorf oder Berlin des Jahres 1972. Dabei handelt es sich bei Hovercraft um eine waschechte Seattle-Band und hinter dem Peudonym von Bassistin Sadie 7 (das Trio wird ergänzt durch Gitarrist Campbell 2000 und Drummer Karl 3-30) verbirgt sich keine andere als Eddie Vedder-Ehefrau Beth Liebling. AKATHISIA, ihr erstes full-length-Album, ist reiner Klang, „flüssige und feste Elemente, püriert in einem Mixer aus Sound“ wie es das Presseinfo beschreibt. Es wabert, es zirpt, es hallt und brummt, es klopft, knarzt, kreischt und kracht, kratzt und summt, säuselt und quietscht, läuft aus dem Ruder und vereinigt sich wieder zu einem archaischen Klang, bricht wieder auf, verharrt auf einem eindringlich anschwellenden Riff, mutiert rastlos weiter, sackt ab in unheilvoll grollende Tiefen, kriecht benommen wieder empor, katapultiert sich in die Stratosphäre; gedankenverlorenes, schwereloses Schweben, dann der freie Fall – Hallo Syd Barrett, hallo Edgar Froese, hallo Hawkwind! – eine Armada Slilde-Gitarren stürzt in Formation hernieder, zwischenzeitlich diszipliniert sich das Schlagzeug zu einem wuchtigeren Beat, ein atonaler NoWave-Sturm gesellt sich dazu – rudimentäre Rockismen materialisieren sich für Sekunden, um sogleich wieder fortgetragen zu werden vom steten Fluß der Klänge, dessen Strömung zu gewaltig ist, sich ihr zu entziehen. LaBradford gehen auf ihrem mittlerweile dritten Album zwar marginal songorientierter zu Werke, bisweilen läßt sich gar Gesang vernehmen. Dennoch verspürt man zwischen den Schichten aus nebulös-atmosphärischen Synthesizerklängen, meditativem Baßzupfen, schwebenden Gitarren und allerlei „Fremd“geräuschen zart, aber eindringlich den Atem von Tangerine Dream und Konsorten. Fast rhythmusfrei und gaaanz langsam geht die Reise hinein in Soundscapes, die dereinst von Pionieren wie Pink Floyd, Eno, Froese, Faust und Cluster erschlossen wurden. Und dort lassen sich Carter Brown (Synthesizers), Mark Nelson (g, tapes, voc) und Robert Donne (bg) dann wohlig treiben. Es lebe das Kraut, es lebe der Rock, es lebe der Kosmische Klang.