Robert Pollard – Not In My Airforce/Tobin Sprout – Carnival Boy
Merkwürdigerweise klingen beide Soloalben der Guided By Voices-Menschen Pollard und Sprout anfangs nach Britpop vor dem zugehörigem Revival: Tobin Sprout erhebt sich für ‚The Natural Alarm‘ zum weich gebetteten Tenor der Stone Roses, Robert Pollard stürzt sich in eine mitreißende Ride-Gitarrenflut. Doch das gibt sich: Fraglos und hörbar sind beide Soloalben Werke aus dem GBV-Lager. Dort, wo ohnehin alljährlich Dutzende von Songs auf einer Hand voll Spuren gebannt werden – der Paisley-Park der Homerecording-Szene. Zwei Soloalben, die gleichzeitig veröffentlicht werden und sich deshalb miteinander messen lassen müssen, obwohl sie sich durch verschiedene Qualitäten auszeichnen. Tobin Sprout ist der Band-Gitarrist. Für CARNIVAL BOY widmet er sich den Klassikern seiner Hausband, poliert noch ein bißchen die Popjuwelen – alle Instrumente, Regler, Leidenschafte in (s)einer Hand, nur die Drumsticks hält GBV-Schlagzeuger Kevin Fennel fest. Alle 14 Lieder sind groß und größer, und da das der sensible Sprout selbst am besten weiß, ist CARNIVAL BOY schlichtweg ein atemlos schönes LoFi-Album geworden. Letzteres soll auch NOT IN MY AIRFORCE bescheinigt werden. Allerdings gibt sich Songschreiber-Talent Robert Pollard nicht mit dem Ist-Zustand zufrieden. Er nutzt das Medium „Solo-Album“ für Experimente, verfügt über extreme Arrangements, die er sich in der Kapelle nicht leisten will. Und er lädt sich viele musizierende Freunde aus einer langen, ereignisreichen Bandgeschichte in den Keller ein. Die 16 Songs sind dabei und fast nebenbei – etwas mehr als ein halbes Jahr nach 24 GBV-Großtaten auf UNDER THE BUSHES, UNDER THE STARS – wieder ausnahmelos rund, wunderschön, euphorisch – eben ganz einfach groß. Ein hochpotenter Qualitäts-Output oberster Beatles-Klasse.
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