Diverse – Headz 2
Wer der Ansicht ist, daß James Lavelle, der 22jährige Mann hinter Mo’Wax so langsam dem Größenwahn verfällt – und das sind nicht wenige im Musikgeschäft der bekommt hiermit das ultimative Indiz geliefert. Mit dem zweiten Teil der HEADZ betitelten Label-und-dessen-stilistische-Umgebung-Compilation setzt der dynamische Jungunternehmer an zur ganz großen Geschichtsaufarbeitung im Bereich jener Musik, deren Wurzeln zum größten Teil im HipHop und nur in den Zutaten in Jazz, Soul, Ambient etc. sitzen. Ob das nun TripHop, Future Jazz, Drum ‚N Bass oder Intelligent Techno heißt, soll hiermit hinfällig werden. Rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft heißt das alles nur noch „Mo’Wax“ im allgemeinen und HEADZ im besonderen und fordert mit 54 Argumenten für sich die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Beat & Sample-Musik ein. Ja, soviele Stücke versammelt Lavelle auf vier CDs (oder wahlweise auf acht LPs) und verpackt sie im letzteren Falle in zwei buchähnlichen Papp-Monstern, die jeden Gabentisch dominieren werden. Der Inhalt dieser Bibel, so man sie denn irgendwann ehrfürchtig auspackt und zu sezieren beginnt, bäckt dann allerdings doch kleinere Brötchen. Denn ein einzelnes Stück ist nie mehr als ein einzelnes Stück und bekommt auch in dieser Ballung keinen Mehrwert. Im Gegenteil: Durch die extreme Häufung verliert sich der ästhetische Zusammenhalt und die gegenseitige Stärkung, die den ersten HEADZ-Sampler noch zu einer echten Klangreise machte, in geschmäcklerischer Beliebigkeit. Die meist schlurfige Tiefe der Musik verweht in der steten Wiederholung und läßt in anderer Kombination möglicherweise funktionierende Stücke völlig untergehen. Denn auf HEADZ ist kein schlechtes Lied – man hätte ihnen nur eine andere Zusammenstellung gewünscht. Erwartungsgemäß der Explosion von Drum ‚N Bass in der Zeit seit dem ersten Sampler hat dieser natürlich in die elegante Welt des Lavelle in seiner jazzigsten und abgehangensten Form Einzug gehalten. Dementsprechend finden sich hier über die Stunden verteilt drei zusammenhängende Strecken mit dem gebrochenen Beat der hippsten Produzenten. Dazu gruppieren sich neben den bekannten Mo’Wax-lern DJ Shadow und Krush, U.N.K.L.E, und Money Mark auch die jazzlastigen HipHop-Erweiterer Stereo MCs und Jungle Brothers sowie technoides Material von Carl Craig und Black Dog Productions. Wie schon gesagt: Der große geschichtliche Entwurf, dabei durchgehend wohlklingend, nur zum einen bis auf wenige Ausnahmen ohne den entscheidenden Kick und wenn, dann schon anderweitig veröffentlicht. So präsentiert sich HEADZ 2 als ein gutes, aber völlig überdimensioniertes Mix-Tape, das nach einer sinnvollen Zusammenstreichung verlangt und möglicherweise von dem versierten DJ nebenan besser kombiniert worden wäre.
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