Aphex Twin – Richard D. James
Blurbelnde, gnarzende, plaffende Sounds: Aphex Twin ist ihrer aller Meister. Der Waliser, der sein neues Album nunmehr nach seinem bürgerlichen Namen Richard D. James nennt, gibt der Elektrizität Stimmen, läßt Stromkreise hecheln und die versammelten Datenbanken mysteriöse Liedchen pfeifen. Aphex Twin, der große Einzelgänger unter den britischen Sound-Ingenieuren, erhebt die digital generierte Musik ohne weiteres zur Kunst, weile er ihr alle Freiheiten läßt. Ohne sich um kindische Kriterien wie Tanzbarkeit oder um irgendwelche „Love-Messages“ zu kümmern, erweckt er Töne zum Leben, deren Ansammlung wie ein makabrer Tanz von wohlgestalteten Androiden wirkt, erst fremd, dann logisch, schließlich süchtigmachend. Waren Twins – alias James – SELECTED AMBIENT WORKS und vor allem I CARE BECAUSE YOU DO hochgradig theatralische Inszenierungen einer künstlich produzierten Klangwelt jenseits aller 4/4-Takt-Seligkeiten, ist das neue Album fast so eine Art heiteres, halbstündiges Zwischenspiel: ein Kleinod voller entspannter Weisen, luftig wie ein Mobile, schwebend wie ein Wölkchen. Teil 1 der Platte befaßt sich mit der Verschmelzung hektischer Rhythmen und getragener Melodien. Teil 2 stößt gar vor ins Gebiet naiven Musizierens, läßt auf ‚Goongumpas‘ fast sowas wie Pop-Heiterkeit aufkommen, generiert gurrenden Geigenklang und richtet sich ganz offensichtlich an das Kind in uns allen (‚To Cure A Weakling Child‘). Als Intermezzo ist Richard D. James wohlgelungen, als Vorstoß ins Land der weichen Emotionen auch. Freudige Erkenntnis: Aphex Twin hat sein Potential noch lange nicht ausgeschöpft.
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