Gallon Drunk – In The Long Still Night

In der City-Slang-Nacht auf der PopKomm, da waren sich alle Beobachter einig, schlugen sie die Konkurrenz aus dem eigenen Label um Längen – und das waren keine Geringeren als Sebadoh und Tortoise. James Johnston und sein manischer Sex-Blues kommen anno 1996 wie eine raketengetriebene Planierraupe aus den Startlöchern. Und ziehen uns mit großzügigen Bläsersätzen und kaschemmenreifen Orgeleien in den Sumpf der ganz großen Gefühle und billigen Thrills aus dem urbanen Vergnügungs-Repertoire. Songwriter, Gitarrist und Pianist Johnston pustet dabei beschwörende, zynische Weisheiten ins Mikrophon, nicht ohne seiner Frau ‚Geraldine‘ in aller Ehre einen Song zu widmen. Maracas-Spieler Joe Byfield hat den Funk im kleinen Finger. Und die Songs schlagen opulente Bögen zwischen Blues, nervösem Jazz, Pathos-Balladen und hochdynamischen, krimireifen Rock Heulern (‚The Big Pay-Off). ‚In The Long Still Night“ legt die schwarze Seele der Gallon-Drunk-Songs erst richtig frei, die Krachorgien vergangener Platten rücken in den Hintergrund. Johnston hat eine Formel für urbanen Uptempo-Blues der 90er gefunden, die so schnell keiner ausspionieren wird. Eine große Platte für einsame Nächte mit viel Bier.