Blind Melon – Nico

Die Sucht bestimmte sein Leben. Die Sucht nach Drogen und nach der ewigen Suche. Rastlos schlug Shannon Hoon immer wieder neue holprige Wege ein, von denen er nicht nur einmal abkommen sollte. Auch seine Band Blind Melon konnte ihm nicht den roten Faden für sein kurzes Dasein spinnen. Im Oktober 1995 starb er mit 28 jähren an einer Überdosis Kokain. Zu seinem ersten Todestag zollen ihm seine vier Bandkollegen ein letztes Mal musikalisch Tribut: NICO benannte nach Hoons Tochter – ist eine Sammlung von Live-Tracks und Outtakes. Lieblich wollte Shannon Hoon nie sein. Der Überraschungshit ‚No Rain‘ steckte die Band 1993 jeodch in die wohltönende Alternative-Ecke. In Wirklichkeit aber waren Blind Melon viel rebellischer und unsteter, als die Hörerwelt nach der Single wahrhaben wollte. Geprägt von der ruhelosen und verqueren Psyche des Sängers, gestalteten sich das Debütalbum sowie der Nachfolger SOUP als eine kaum kategorisierbare Collage unfreundlicher und wehmütiger Songs. NICO vereint nun zweifelhafte Coverversionen wie Steppenwolfs ‚The Pusher‘ und Lennons ‚John Sinclair‘ sowie rare Outtakes zu einem diffusen Sammelsurium 13 schmerzlicher Ausstöße. ‚No Rain‘ und ‚Soup‘ bekommen auf NICO das Gesicht, das ihnen Hoon wohl lieber verliehen hätte, als die produzierten Versionen es diktierten: Schräge, obskure Lieder, die ihre Heimat viel mehr im untergrundigen Alternative-Sektor als im kommerziellen Eingängigkeits-Himmel sichten.