Fish & Chips
Kapitalismus ist gemein – im allgemeinen und im besonderen. Daß der knorrige Larry (Colm Meaney) seit zwei Jahren arbeitslos ist, das hat er akzeptiert. Daß seine Besuche im Stamm-Pub in Barrytown, Nord Dublin, ein Loch in die Familienkasse schlagen und deshalb rationiert sind okay, kein Problem. Aber daß auch die Freundschaft zwischen ihm und Bimbo (Donal O’Kelly) unter der Last marktwirtschaftlicher Gesetzmäßigkeiten zusammenzubrechen droht, das hätte Larry nicht für möglich gehalten. Nicht, nachdem die beiden Freunde einen verrotteten alten Van wieder hergerichtet, aus dem guten Stück eine urige Frittenbude gezimmert und schließlich im heißen Sommer 1990 den Reibach ihres Lebens gemacht haben: schließlich kämpfte die irische Nationalmannschaft bei der WM um die Ehre eines ganzen Landes, das dazu nur noch Pommes zu konsumieren scheint. Doch Bimbo ist eben der Mann, der den Van bezahlt, und Larry nur der Typ, der darin gearbeitet hat – an solchen Konstellationen ist schon so manche Freundschaft zerbrochen… Schon mal was von Roddy Doyle gelesen? Nein? Macht nichts. Gesehen hat man seine Sachen sicher schon, sofern man nicht in einem Paralleluniversum lebt: Nach Romanen von Roddy Doyle entstanden die beiden Kinohits ‚The Commitments‘ und ‚The Snapper‘, beides Filme, an denen das irische Lokalkolorit, die Intensität und Kraft der kleinen Anekdoten und Geschichten gerühmt wird. THE VAN (so der Originaltitel von FISH & CHIPS) ist nun Teil drei der sogenannten „Barrytown-Trilogie“, die so heißt, weil Doyle sie im Norden Dublins angesiedelt hat. Und wie schon in ‚The Snapper‘ führt wieder Stephen Frears Regie. Ein Mann, der mit so unterschiedlichen Filmen wie ‚Gefährliche Liebschaften‘ und ‚Sammie und Rosie tun es‘ bewiesen hat, über welche Möglichkeiten er verfügt. Was das heißen soll? Ganz einfach: THE VAN ist ein kraftvoll-amüsantes Beispiel für pralles Leben im Kino, für derbe Sprüche, lautes Fluchen und große Oper mit kleinen Leuten. Wenn auf der Kinoleinwand ein irischer Pub auftaucht, auf den TV-Bildschirmen das irische Team gefeiert wird und dazu Pommes aus „Bimbos Burgen-Laden gefuttert und Guinness getrunken wird und ganz Irland singt und lacht dann würde man gerne in diese lebendige Szenerie einsteigen und den beiden Underdogs in ihrem Van helfen, das alles auf die Reihe zu kriegen. Und mitfeiern natürlich, das würde man auch gerne. Wenn man bedenkt, wie selten man heutzutage im Kino noch solche Anwandlungen hat das muß echt ein guter Film sein.
Mehr News und Stories