Chris Isaak :: Baja Sessions

Wetten, daß Chris Isaak im richtigen Leben ein irre lustiger Gesell ist? Aber der Mann hat ein Problem: Wenn er ein Mikro oder eine Gitarre sieht, muß er sich – einem Pawlow’schen Reflex gleich – beides schnappen und irre traurige Lieder von Weltschmerz und Herzeleid singen. Fünf Alben lang funktionierte das gut bis prächtig, warf gar veritable Chartserfolge ab (‚Wicked Game‘), weil Herr Isaak stilvolle Melancholie zelebrierte und betörende Melodien erdachte, die wie feuchte Träume aus den Rock’n’Roll-Gründerjahren dahergeschwebt kamen. Die gerade mal 35 Minuten langen BAJA SESSIONS sind ihm aber arg betulich geraten. Für fünf der zwölf Songs hat er den eigenen Backkatalog geplündert, und der direkte Vergleich mit den Originalaufnahmen zeigt: Die gepflegte Tristesse von einst ist phasenweise leider einer allzu manierierten Weinerlichkeit gewichen. Dazu hat’s mit ‚Waiting For Your Lucky Day‘ und ‚I Wonder‘ zwei hübsche neue Stücke, die – wen wundert’s? – wie alte klingen, und fünf Cover-Versionen, von denen drei auch nicht so toll sind: Roy Orbisons ‚Only The Lonely‘, Frank Sinatras ‚South Of The Border‘ und Dean Martins ‚Return To Me‘ machen deutlich, daß dem guten Chris letztlich doch die Grandezza der ganz Großen fehlt. Gespielt ist das alles, als würden die Englein singen: filigran, verschmust, zurückhaltend bis zur Selbstaufgabe. „Klingt ja wie Roy Black ohne Geigen“, flüstert jemand hinter meinem Rücken. Seltsam. Das stimmt.