Diverse – Bessere Zeiten klingt gut

Man könne diese Platte doch zum Anlaß nehmen, „Unterschiede zwischen Selig/Samba und Die Sterne aufzudecken“, schlägt die Repräsentantin des Hamburger Hip-Labets L’Age D’Or in ihrem Begleitbrief zur Vorab-Cassette dieses Label-Querschnittes vor. Soll wohl heißen, man möge der Republik klarmachen, daß man sich als popinteressierter junger Mensch auf dem rechten Weg befindet, wenn man zu den Klängen von Tocotronic oder Ostzonensuppenwürfelmachenkrebs das wirr gekämmte Kurzhaar schüttelt, bis die Hornbrille verrutscht, sich in dem anderen Fall aber einen recht simpel gestrickten Gesamtrocktrottel schimpfen lassen darf. Ich weigere mich jetzt einfach mal, mich in den Dienst dieses elitären Unterfangens zu stellen, bin ich selbst – wenn schon kein Selig-Fan – so doch ein Dummer, dem so mancher Name auf diesem Sampler ein böhmisches Dorf ist. Was ich allerdings tun kann, ist, jedem diese Platte ans Herz zu legen. Denn natürlich ist das alles hier musikalisch wie textlich kilometerweit interessanter und spannender als so ziemlich alles, was die heimische Musikindustrie sonst so hervorbringt. Wo soll man anfangen bei der Fülle von 40 Tracks auf dieser Doppel-CD? Daß Die Sterne (gleich viermal und mit einem Remix vertreten), Tocotronic (drei Nennungen plus ein Solo-Stück von Arne Zank), Die Regierung (zwei plus Tilman Rossmys ‚Bodycount T-Shirt‘), Milch, Schorsch Kamerun oder die Hamburger Szene-Legende Kolossale lugend Verehrung verdienen, weiß jeder, daß Gleiches auch für Herrschaften wie Die Aeronauten, ex-H.P.Zinker Hans Platzgumer, Das Neue Brot, Bungalow und einige andere gilt, bis jetzt unter Umständen noch nicht. BESSERE ZEITEN KLINGT GUT klingt gut, was will man mehr?