Sexie Sadie
Die Konjunktur deutscher Boulevard-Komödien reißt nicht ab — aber bejubeln muß man den Sieg des Seichten deshalb kaum. Wie angenehm ist es vielmehr, mal einen garantiert schenkelklopferfreien inländischen Genrestreich anpreisen zu können, der eher Kaurismäkis ‚I Hired A Contract Killer‘, Jarmuschs ‚Down By Law‘ und sogar Spurenelemente von ‚Reservoir Dogs‘ in Erinnerung ruft. In atmosphärischem Schwarzweiß und im selbstbewußten Scope-Format schildert Regisseur Matthias Glasner (‚Die Mediocren‘) die letzte Lebenswoche des mordgefährdeten Verbrechers Edgar (mit trefflichem Straßentölen-Charme: Jürgen Vogel), der seine Ärztin Lucy (überlegen wie nie: Corinna Harfouch) kurzerhand als Geisel nimmt, als ihm die betrübliche Diagnose eines Gehirntumors gestellt wird. „Das kommt, weil ich so böse sind“, stellt Edgar noch sachlich fest, aber anstatt Sühne zu suchen, geht er unbeiirt auf Abrechungs-Toumee. Bizarr-lustige Morde, schwarzhumorige Mißgeschicke und böse Überraschungen pflastern den Weg des phlegmatischen, harmlos wirkenden Edgar — jede Figur besitzt Killer-Instinkt, Todestanz: Killer jede Szene macht Edgar (Jürgen Vogel) Spaß und jedes Wort ist ein Bonmot. Sicher, die Prämisse mag schlicht sein, und Lakonie ist stets auch ein Stilmittel, um Plotlöcher zu verbergen. Dennoch besitzt ‚Sexy Sadie‘ mehr Detailwitz, Originalität und Klasse als die TV-Krimis eines ganzen Jahres. Ein deutsches Independent-Juwel — unglaublich aber wahr.
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