ZZ Top :: Rhytmeen
Wer hätte das gedacht: ZZ Top, immer noch die einzige wirklich coole Band auf dem Erdenrund, haben im ungefähr zwanzigsten Jahr ihres Bestehens ihr bestes Album seit EL LOCO aufgenommen – was etwas heißen will! Denn abgesehen vom kreativen Absturz 1985 mit AFTERBURNER, ließen sich ihre Platten immer als gut bis sehr gut einstufen, manche, so das ’79er Meisterwerk DEGUELLO, gelten sogar als Meilenstein. Textlich fehlt es selbstverständlich nicht an teuren Autos, billigen Filmen, Schnaps und Girls, Girls, Girls, stilistisch hat sich erwartungsgemäß ebenfalls so gut wie nichts verändert. RHYTMEEN ist die ureigene ZZ Top-Mischung: Rock, Texas-Blues, Boogie, ein Tröpfchen Soul, ein Spritzer Funk und natürlich diesen unauffälligen, aber gut positionierten und äußerst effektiven Wendungen, die das Material der Band von jeher mit einer gewissen Unverwüstlichkeit ausstatteten. Und RHYTMEEN ist laut! Bill Harn, seit den Tagen des ersten Albums Leib- und Magen-Producer der Band, hat all das in eine maßgeschneiderte (soundmäßig wieder fetter geratene) Produktion gekleidet, die ohne viel Overdubs und technischen Firlefanz auf den Punkt kommt. Natürlich wären ZZ Top, die sich nie gescheut haben, ihrer Musik Stilelemente aus genrefremden Bereichen einzuverleiben, nicht ZZ Top, täten sie das nicht auch hier wieder – der Titeltrack etwa spielt mit der rhythmischen Ästhetik des HipHop, und ‚Humbucking Part 2‘ wartet gar mit vorsichtig angedeuteten Technoismen auf. In erster Linie vollzieht sich jedoch weiterhin eine Entwicklung, die seit 1990 und REANIMATOR, dem Comeback-Album nach der Pause, die Band wieder näher an ihre Wurzeln bringt, ohne in Gestrigkeiten und öder Selbstgefälligkeit zu ersticken. Die „L’il Old Band From Texas“ langt kräftig hin und gibt Gas, als hätte sie die letzten Jahre zwangsweise mit Hausarbeit zugebracht: Frank Beard trommelt straff und zielsicher wie schon lange nicht mehr, und Dusty Hills Minimal-Baß und sein lakonisch verstaubter Gesang verleiht dem Ganzen den notwendigen Schuß Tequila; aber mehr als alles andere ist RHYTMEEN Billy Gibbons Platte. Er zieht alle Register, spielt hingebungsvoll und allwissend, immer noch diese unwiderstehliche, rasiermesserscharfe Gitarre zwischen Minimalismus und Muskelspiel so beseelt und enthusiastisch, als hätte er allenfalls noch zwei Wochen zu leben.
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