Neneh Cherry – Man

Ein Labyrinth der Gefühle, Stile und Stimmungen: MAN, Neneh Cherrys neues Album, bietet ein musikalisches Wechselbad, wie man es nicht oft zu hören bekommt. Hatte ein amerikanischer Kritikerkollege ihr 89er Solo-Debüt RAW LIKE SUSHI noch als „HipHop für den ganzen Körper, auch für das Gehirn“ bezeichnet, war das zweite Werk HOMEBREW (1992) längst nicht mehr so einfach zu kategorisieren. In der Zwischenzeit ist nicht nur der Hipness-Faktor, sondern auch der musikalische Horizont der Dame eher noch gewachsen. Auf MAN stehen schwere Rockriffs (‚Hornbeam‘, ‚Kootehr‘), mit denen sich die Stieftochter des inzwischen leider verstorbenen Jazz-Pioniers Don Cherry als Duett-Partnerin für Lenny Kravitz qualifizieren könnte, einträchtig neben Flamencoklängen von karger Schönheit (‚Golden Ring‘), die einer Cassandra Wilson zur Ehre gereichen würden. Den schwebenden Beats von ‚Carry Me‘ folgt das hypnotische ‚Together Now‘, eine Kooperation mit Mr. Nearly God himself, Tricky. Doch damit ist diese als CD getarnte Wundertüte noch lang nicht leer: Da wären noch die jazzigen Strukturen von ‚Trouble Man“, der wundervoll-altmodische Soulgesang von ‚Woman‘, die hinreißenden Streichersequenzen von ‚Everything‘ und, und, und. Über allem aber thront einer der vielleicht schönsten Songs der letzten Jahre: ‚Seven Seconds‘, gemeinsam mit Youssou N’Dour gesungen und weltweit längst ein Hit. MAN bietet Musik für den ganzen Körper, auch für das Gehirn – und für das Herz.