BAP – Amerika

„Keine Experimente!“ – sagte schon ein anderer berühmter Kölner, Konrad Adenauer. Also bleibt man am Rhein auch nach dem Weggang von ‚Schmal‘ Boecker und Steve Borg beim bewährten Rezept: Niedeckens Texte, nach wie vor ein Glücksfall für die einheimische Rockmusik, plus handwerklich sauberer, hier und da etwas betulicher Mainstream-Rock. Die Neuen, Bassist Werner Kopal, Jens Streifling (sax, git, harp) und Percussionist Mario Argandona fügen sich unauffällig ins Line-Up. Wer da großartige Überraschungen im Kölschen Musik-Kosmos erwartet, sieht sich enttäuscht. Wer jedoch zweimal hinhört, entdeckt hinzugewonnene musikalische Kompetenz: Die Rhythmusteppiche sind filigraner geknüpft, die Gitarren kommen schon mal rauher, und ‚Silver Un Jold‘ überrascht mit fetten Bläsersätzen. Zentraler Song von AMERIKA: das siebenminütige Titelstück, eine elegische Zeitreise in die ersten Nachkriegswochen. Auch das geschmeidige ‚Nix Wie Bessher‘ richtet den Blick zurück in die zerbombten Straßen des Severinsviertels, wo Niedecken aufwuchs. AMERIKA deshalb gleich als Konzeptalbum zu bezeichnen (die Plattenfirma tut das), ist jedoch etwas weit hergeholt. Die BAP-Themen sind die gleichen geblieben: Niedecken erzählt von den kleinen Leuten, ihren kleinen Träumen und ihren großen Niederlagen. Dazu gibt’s noch eine philosophische Betrachtung über den Gang der Dinge (‚Wie ‚Ne Blaue Ballon‘, die Idee stammt wohl von Ray Davies‘ ‚Loony Balloon‘) und einen sentimentalen Road-Rocker über das Musikerleben (‚Asphaltpirate‘). Schmankerl: Nina Hagen setzt sich die BAP-Nase auf und schunkelt gemeinsam mit Niedecken am Mikrophon das Pogues-Cover ‚Weihnachtsnaach‘ alaaf! Klarer Fall: Eine BAP-Platte ist eine BAP-Platte ist eine BAP-Platte.