Tommy Bolin – From The Archives Vol. 1
Ein semi-legendärer Saiten-Springer aus den Siebzigern kommt 20 Jahre nach seinem Ableben wieder in Hörweite. Tommy Bolin war beides: gigantischer Gitarrist und tragischer Tropf. Als Nachfolger von Joe Walsh in der abgehalfterten James Gang und von Ritchie Blackmore bei der damals schon arg verblaßten Deep Purple bekam er das Ersatzmann-Etikett verpaßt. Mit dem knalligen Rock samt Jazz- und Pop-Färbungen seiner beiden vorzüglichen Solo-Alben TEASER und PRIVATE EYES schien er seine Karriere gerade ins Laufen zu bringen, als ihn der Drogentod ereilte. Nun liegt also Teil 1 von Archivaufnahmen vor, auf die sicher keiner mit feuchten Händen und pochendem Herzen gewartet hat. Zu recht, wie die Hörprobe zeigt. Da steht typischer Siebziger-Jahre-Schlock, von dem uns Punk eigentlich befreit hatte, neben bemühtem Jazz-Rock, den wir damals als Gymnasiasten toll fanden, der aber heute restlos unhip und antiquiert wirkt. Richtig gut wird’s nur, wenn Tommy Bolin allein zur Akustikgitarre singt (‚Wild Dogs‘, ‚Evening Rain‘). Ansonsten ist bei den diversen Demo-Versionen, Studio-Outtakes und Live-Mitschnitten Beliebigkeit Trumpf. Einen roten Faden sucht der Hörer vergeblich. Veröffentlichungspolitik merkwürdig, Musik mal gekonnt, mal schwach, aber immer belanglos. Tommy Bolin bleibt das Pech über das Grab hinaus treu.
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