Ghosthouse – Thing Called Life

Man könnte meinen, die Amis sitzen kollektiv auf ihren Ohren – vor lauter Mariah Carey-Schmonzetten, importierter Eurodance-Dutzendware und einheimischem Rapschlagern à la Coolio entgehen der dortigen Plattenindustrie reihenweise Bands, die im uramerikanischen Terrain zwischen Folk, Rock und Blues auf einem Niveau musizieren, von dem andere nur träumen. Ghosthouse aus Los Angeles ist so ein Fall. Ein Quartett, das in seiner Heimat kein Bein an die Erde bekommt, aber hierzulande längst schon wohlverdienten Kultstatus genießt. Ohne Plattenvertrag halten sich Ghosthouse drüben mühselig mit Gelegenheitsjobs über Wasser. In Europa dagegen haben sie eine kleine, aber völlig ergebene Fangemeinde. Die italienischen Ghosthouse-Maniacs griffen gar zur Selbsthilfe und brachten auf einem Winzlabel in Aosta zwei Platten ihrer Helden heraus, GHOSTHOUSE (1993) und EVERYTHING’S FINE (1994). Der Nürnberger Indie Semaphore roch jetzt als erster den Braten und verpflichtete Mastermind Sam Lapides und seine drei Mitstreiter. Und die dreizehn Songs auf THING CALLED LIFE belohnen nicht nur die Plattenfirma für ihre Initiative sondern auch die Ghosthouse-Fans für ihren Enthusiasmus: Mit geradezu unheimlicher Lässigkeit schüttelt Lapides einen Ohrwurm nach dem anderen aus dem Ärmel – mal verhalten und düster (‚Confessions Of A Killer‘), mal melancholischbesinnlich (‚Don’t Let Me Down‘), mal fröhlich und optimistisch (‚Move it All Away‘ mit Akkordeon). Ghosthouse vereinen in ihrer Musik die Tugenden der besten US-Gitarrenbands: Zupackend und schnörkellos geht die Rhythmusgruppe ans Werk, die Gitarren sind geschmackvoll und fernab jeglicher Effekthascherei arrangiert, und über alldem thront ein Singer/Songwriter, der seine Geschichten mit Wärme und unverwechselbarem Timbre an den Hörer bringt. Im Sommer wollen Ghosthouse für einige Gigs nach Deutschland kommen – fein!