Tortoise – Millions Now Living Will Never Die

In Zeiten, wo die gesamte anglo-amerikanische Welt den vergangenen Tagen des Kraut-Rock zujubelt, will Chicagos Finest nicht beiseite stehen. Auf ihrem zweiten, offiziellen Studio-Album (nicht eingerechnet die Remix-CD vom vergangenen Jahr) nähern sich Tortoise vielleicht auch nur unwillentlich den Kling-Klang-Experimenten teutonischer Vorgänger wie Can, Neu und Ash Ra Temple. Die 21(!)minütige Eröffnungsnummer ‚Djed‘ baut immer neue Spannungsbögen auf, um sie ebenso radikal wieder abzureißen. Die fünf ergänzenden Miniaturen sind allesamt von zarter, instrumentaler Zerbrechlichkeit. Es lohnt die Mühe, beim Hören die Vibraphone, Marimbas und E-Pianos auszuforschen, die man der konventionellen Rock-Besetzung beigemengt hat. Natürlich hat Drummer und Tortoise-Mastermind John McEntire dem Album auch einen intellektuell-philosophischen Überbau verpaßt, aber dem Album gelingt es auch, für sich zu stehen, denn nichts ist schlimmer als Musik, bei der man sich etwas hinzudenken muß. Nach mehrmaligem Sich-Drauf-Einlassen: beeindruckend!